Eine Glosse von Christian-A. Thiel

Ob die greisen Granden der Fifa künftig auch singen müssen? Richtig ist in jedem Fall, dass sich Plácido Domingo mit Stimmen auskennt. Und um die geht es bei der Aufarbeitung der dubiosen Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 an Katar. Opern-Star Domingo, 70, gehört der von Fußball-Boss Sepp Blatter, 75, handverlesenen sogenannten "Lösungskommission" an, die den Kampf gegen Bestechung und Korruption im Fußball-Weltverband aufnehmen soll. Den guten Ton scheint die Fifa in der Tat längst verloren zu haben.

Neben dem weisen Henry Kissinger, 88, den nach der Zusammenarbeit mit Richard Nixon, Mao Tse-tung und dem Vietnamesen Le Duc Tho nichts mehr schrecken kann, soll auch der frühere FBI-Chef Louis Freeh, 61, kriminellen Machenschaften im Ballgeschäft nachspüren. Woher Blatter den wohl kennt?

Klar ist, dass Sachverstand gerade im Fußball maßlos überschätzt wird. Aber um wenigstens den Hauch einer Ahnung zu wahren, berief der Schweizer auch die Legenden Pelé, 70, und Johan Cruyff, 64, in seinen Rat der Weisen. Alles Männer seiner Generation. Und wo ist eigentlich Franz Beckenbauer?

Also gut aufgepasst in Hamburg. Wenn es beim HSV mal wieder einen Skandal gäbe, müssten nach dieser Formel wohl Klaus von Dohnanyi, Freddy Quinn und der frühere Polizeipräsident Udo Nagel ran. Mit Fußball haben sie alle nichts zu tun. Aber einer von ihnen kann wenigstens singen.