Das Bedauern über den Vorfall in Eidelstedt kommt zu spät: Das Gericht verurteilte die Schlägerinnen zu 1500 Euro Schmerzensgeld.

Altona. Die eine sitzt da im Minirock, kantiges Gesicht, markante Züge, die andere ist von kräftiger Statur. Vor der Altonaer Amtsrichterin sind Anja H., 35, und Stefanie T., 36, wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Nun fließen die Tränen, ein tiefes Bedauern über das, was vorgefallen ist auf dem Friedhof Eidelstedt. Ausgerechnet an diesem Ort der Ruhe und Besinnung hatten sie am 18. Mai 2010 Sabine R., 48, brutal zusammengeschlagen.

Sabine R. ist die Schwester des Mannes, der an jenem Tag beigesetzt werden sollte. Anja H. war seine Stief-, Stefanie T. seine Schwiegertochter. "Jahrelang haben wir uns um ihn gekümmert, als er Krebs hatte - der andere Teil der Familie gar nicht", schluchzt Anja H. Ende 2009 fiel er nach einem Herzinfarkt ins Koma. Die Vormundschaft übernahm Dieter L., sein Bruder. Als er Mitte April starb, krachte es zwischen der Stieftochter und Dieter L. "Er wollte ihn heimlich beerdigen", sagt Anja H. unter Tränen. Nur weil sie auf gut Glück beim Beerdigungsinstitut angerufen habe, habe sie von der Beisetzung am 18. Mai erfahren. Da seien sie und Stefanie T. mit den fünf Kindern zum Friedhof gefahren, um in Würde Abschied zu nehmen. Doch der Termin musste abgesagt werden, weil die Pastorin verhindert war. Sabine R. habe aber so fies gegrinst und gesagt, ihre Familien dürften ohnehin nicht dabei sein, sagt Anja H. "Da sind wir ausgerastet."

Im Zeugenstand indes kann sich das verängstigte Opfer an keine Gehässigkeiten erinnern. "Ich habe die doch nicht einmal gekannt", sagt Sabine R. Wie zwei Furien seien die beiden auf sie losgegangen, hätten sie grün und blau geprügelt. Noch immer leide sie unter Panikattacken. "Entschuldigung", stammeln die Angeklagten, die keine Vorstrafen mitbringen. "Gerade so eben", sagt die Richterin, könne sie einer Verfahrenseinstellung zustimmen - ein Schmerzensgeld von je 750 Euro an das Opfer vorausgesetzt.

Die Urne mit der Asche des Verstorbenen ist Tage nach der Attacke übrigens beigesetzt worden - ohne die beiden Angeklagten und ihre Familien.