Das Hamburger Unternehmen BSN Medical expandiert und sucht weitere 30 Mitarbeiter. Die Übernahme durch einen Finanzinvestor ist geglückt.

Hamburg. Claus-H. Wiegel hat allen Grund, zufrieden in die Zukunft zu blicken. "Wir haben die Finanzkrise nicht zu spüren bekommen und wachsen auch jetzt jedes Jahr", sagt der Manager, der Vorsitzender der Geschäftsführung beim Hamburger Unternehmen BSN Medical ist, dem Abendblatt. 670 Millionen Euro werden nach seinen Berechnungen am Ende des Jahres als Umsatz in der Bilanz stehen. 2010 waren es 643 Millionen.

BSN Medical ist nicht nur Weltmarktführer in der Kompressionstherapie, also bei medizinischen Strümpfen und ähnlichen Produkten, die Schwellungen an Beinen oder Armen verhindern oder eindämmen sollen. Das Unternehmen legt auch in der modernen Wundversorgung und im orthopädischen Bereich mit neuen Tapes zu, mit denen Probleme in Muskeln und Gelenken korrigiert werden sollen.

"Wir wachsen derzeit stärker als der Wettbewerb", sagt Wiegel. Er könnte die Dinge ruhig laufen lassen - wenn er nicht händeringend Mitarbeiter suchen würde. "Wir wollen in Hamburg 30 Stellen schaffen und benötigen Forscher, Produktionsmitarbeiter für unser Werk in Hausbruch, Controlling- und Vertriebsexperten. Doch die sind allesamt schwer zu finden." Schon seit Anfang des Jahres hat BSN Medical 25 neue Arbeitsplätze in der Hansestadt aufgebaut.

Seit dem Jahr 2005, als die ehemalige Tochter von Beiersdorf und dem britischen Konzern Smith & Nephew an den Finanzinvestor Montagu Private Equity und das Management verkauft wurde, legt das Unternehmen zu. "Damals waren wir 550 Mitarbeiter in Deutschland, heute sind es 700, wovon mit 300 Beschäftigten 70 mehr in Hamburg arbeiten als vor dem Verkauf", sagt Wiegel, der weltweit 4000 Mitarbeiter hat. Beiersdorf gab seinen Anteil damals ab, weil das Geschäft nichts mit den übrigen Bereichen des Niveaherstellers zu tun hatte.

Mit Montagu hat sich der Hersteller von Leukoplast neu sortiert, Produkte mit geringer Rendite wie etwa Operationshandschuhe fürs Arzt- oder Klinikpersonal aus dem Sortiment genommen und die Entwicklung innovativer Produkte forciert.

Während unter Beiersdorf und Smith & Nephew vorwiegend professionelle Kunden wie Kliniken beliefert wurden, stammen heute 60 Prozent des Umsatzes über Sanitätshäuser oder Apotheken aus dem Geschäft mit Patienten und Endverbrauchern.

"Heute sind 20 Prozent unserer Erzeugnisse jünger als fünf Jahre, vor fünf Jahren waren es rund vier Prozent", so Wiegel. Neu ist zum Beispiel ein Kompressionsstrumpf mit Reißverschluss. Nicht nur das schwierige An- und Ausziehen des immer sehr eng sitzenden Strumpfes wird für die Patienten einfacher. "Eine Krankenschwester oder ein Arzt kann Wunden leichter versorgen. Es genügt, den Reißverschluss zu öffnen, statt das gesamte System zu entfernen", sagt Wiegel. Punkten will das Unternehmen auch mit einer neuartigen Wundauflage aus Silikon und Schaumstoff. Sie können Bakterien aus einer Wunde aufsaugen. "Das beschleunigt den Heilungsprozess."

Finanzinvestoren tun sich dadurch hervor, dass sie Firmen kaufen, sie hochpäppeln und mit Gewinn verkaufen. Auch Montagu hat BSN Medical hochgepäppelt, aber Absichten, das Unternehmen mit seiner weltweiten Zentrale in Hamburg abzustoßen, gibt es bislang offenbar nicht.

"Natürlich ist uns bewusst, dass es eines Tages zum Verkauf kommen kann. Aber wir selbst haben schon erlebt, dass ein Eigentümerwechsel nichts Schlimmes bedeuten muss", so Wiegel. Tatsächlich hat Montagu die Hamburger Beteiligung in den vergangenen Jahren an der langen Leine geführt. "Wir haben keine Manager von unserem Eigentümer im Unternehmen, und alle Gewinne, die wir erwirtschaftet haben, blieben bei BSN Medical."

Das Geld nutzte Wiegel für Innovationen und die weitere Expansion. "Im weltweiten Vertrieb können wir von unseren früheren Eigentümern profitieren", sagt er. Smith & Nephew war traditionell in Asien und Indien stark, Beiersdorf hatte die Vertriebswege in Südamerika geebnet.

Die über Jahre gewachsenen Aktivitäten konnte BSN Medical nach dem Verkauf übernehmen. Allein in Indien beschäftigt das Unternehmen derzeit 200 Verkaufsmitarbeiter. "Der Markt wächst rasant", sagt der Geschäftsführer Wiegel und hofft, dass er auch in Hamburg seine vielen offenen Stellen besetzen kann.