Stellingen. Was eine königliche Behausung ist, darüber gibt es viele verschiedene Meinungen. Das hohle Innere einer Stinkesche klingt jedoch erst einmal nicht danach ... Regina fühlt sich hier dennoch wohl - und mit ihr das 20 000-köpfige Volk. Vergangene Woche zogen die Honigbienen wieder in ihr Quartier im Tierpark Hagenbeck.

Heinz Krause hat die Insekten von zu Hause mitgebracht, aus Niendorf-Nord. Bereits seit 1985 kümmert sich der Hobbyimker, der von 1953 bis 1999 als Tierpfleger bei Hagenbeck arbeitete, um die tierparkeigenen Bienenvölker. "Gemeinsam mit meinem Kollegen Heino Susott, dem Tierpfleger von Walross Antje, haben wir das damals angefangen, jeder mit drei Völkern", sagt Krause. Nach der Pensionierung wurde Susott Herr über die Bienen des Hamburger Umweltzentrums; Krause blieb bis heute der Imker von Hagenbeck.

Für Königin Regina, Jahrgang 2009, suchte er als Quartier eine sogenannte Klotzbeute aus. So nennen Imker Bienenbehausungen, die sie aus einem hohlen Baumstamm hergestellt haben - eine sehr alte Unterbringungsform für Bienen. "Die Stinkesche war dafür ideal, weil sie innen bereits abgestorben und hohl war und deshalb gefällt werden musste", sagt Krause. Besucher können sich am Bienenstand des Tierparks, auf Luftlinie zwischen den Leoparden und den Tigern, so auch über verschiedene Unterbringungsformen informieren. "Ab nächster Woche wird es auch wieder Bienen in einem Schaukasten zum Aufklappen geben", sagt Krause.

Doch zurück zu Regina in ihrer Klotzbeute. Die Königin trägt Grün - nicht weil es die Farbe des Sommers 2011 ist, sondern, weil es die Königinnen-Farbe des Jahres 2009 war. Imker kennzeichnen mit den kleinen, farbigen Plättchen ihre Königinnen. "2010 war Blau dran, 2011 Weiß, und 2012 wird es gelbe Punkte geben", sagt Krause. Doch auch ohne Punkt auf dem Rücken sind Bienenköniginnen gut von ihren Arbeiterinnen und den Männchen (Drohnen) zu unterscheiden: Mit 15 bis 18 Millimeter Körperlänge sind sie deutlich größer als die Drohnen (13 bis 16) und Arbeiterinnen (elf bis 13), und sie haben zudem einen verlängerten Hinterleib.

Nach Rind und Schwein ist die Biene unser wichtigstes Nutztier

Die Westliche Honigbiene (Apis mellifera), die auch Europäische Honigbiene genannt wird und zu der Regina und ihre Artgenossen zählen, war früher nur in Europa, Afrika und dem Nahen Osten verbreitet. Da sie für die Imkerei eine große Bedeutung hat, ist sie mittlerweile jedoch weltweit verbreitet worden. Immerhin werden 80 Prozent der Blütenpflanzen von Honigbienen bestäubt und der Nutzwert der Bienen damit allein in Deutschland mit vier Milliarden Euro beziffert. Nach Rindern und Schweinen ist die Honigbiene damit unser wichtigstes Nutztier.

Einen süßen Nutzen zieht Heinz Krause aus dem hagenbeckschen Insektenvolk: Jedes Volk sorgt im Jahr für 50 bis 70 Kilo Honig, denn mit seinem großen Baumbestand bietet der Tierpark gute Ernährungsbedingungen für die Tiere. Besucher können den Honig am Souvenirstand kaufen - und müssen vor den ausschwärmenden Insekten keine Bedenken haben, wie Krause sagt: "Ich habe die Bienen auf besonders ruhige, friedvolle Tiere hin gezüchtet." Nur den Drohnen nützt das nichts: Haben sie ihre Schuldigkeit mit der Königinnen-Begattung getan, werden sie in der sogenannten Drohnenschlacht aus dem Stock geworfen.

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