Der Körber-Konzern will in neue Unternehmenssparten investieren. Der Gewinn wurde fast verdoppelt, der Aufwärtstrend soll anhalten.

Hamburg. Der Hamburger Körber-Konzern soll sich von einem reinen Maschinenbauer zu einem internationalen Technologiekonzern wandeln. Das ist das Ziel des neuen Vorstandschefs Richard Bauer, der seit Oktober 2009 an der Unternehmensspitze steht. Nachdem er im vergangenen Jahr angekündigt hatte, das Tempo der Innovationen im Unternehmen zu erhöhen, präzisierte er gestern seinen Kurs. "In allen vier Sparten bei Körber wird jetzt danach gesucht, wie vorhandenes Know-how in angrenzenden Industriebereichen angewendet werden kann." Dabei will Körber etwa Wissen aus der Hochgeschwindigkeitsproduktion bei Zigaretten oder aus der Präzisionsfertigung bei Werkzeugmaschinen für neue Bereiche nutzen. Es gebe bereits Gespräche über Kooperationen und Zukäufe mit vielen Firmen. "Wir sind weit fortgeschritten und auch für neue Sparten offen", so der Diplomkaufmann.

Für den Konzernausbau ist die Kriegskasse gut gefüllt. So kann Finanzvorstand Detlev Terboven abzüglich von 23 Millionen Euro Bankschulden auf 707 Millionen Euro zurückgreifen. "Das Kapital wollen wir künftig für Übernahmen einsetzen."

Die neue Strategie des Vorstands spiegelt sich bereits bei der jüngsten Körber-Sparte, dem Pharmabereich, wider. Hier haben die Hamburger vor zwei Jahren die Weimer Pharma übernommen und sich so den Status eines zugelassenen pharmazeutischen Unternehmens gesichert. In der Folge werden jetzt nicht nur Maschinen für die Verpackung von Medikamenten angeboten, sondern auch der sogenannte Medifalter selbst. In dieser Pappverpackung werden die einzunehmenden Tabletten von chronisch kranken Patienten für jeden Tag abgefüllt. "Für diese Menschen kommen etwa 400 Medikamente infrage, die wir einkaufen und individuell nach Rezept zusammenstellen", sagte Bauer. Derzeit läuft in Niedersachsen, Baden-Württemberg und Hessen ein Versuch mit 150 Patienten. Das Problem für Körber: Es gibt bisher keine bundesweite Regelung für die Abrechung mit Apotheken und Krankenkassen. "So müssen wir derzeit individuelle Verträge für einzelne Regionen schließen, was die Einführung verlangsamt", so der Körber-Chef.

Den neuen Kurs steuert Bauer, obwohl er die Krise im Maschinenbau noch nicht für überwunden hält. Immerhin stieg bei Körber der Auftragseingang 2010 um 16 Prozent auf 1,75 Milliarden Euro. Mit Ausnahme der Tabaksparte zeigen Umsatz und Orderzahlen in der Pharmasparte sowie in den noch 2009 deutlich eingebrochenen Bereichen Papier- und Werkzeugmaschinen wieder nach oben. Bei den Maschinen gab es 2010 sogar ein Auftragsplus von 75 Prozent. Der Rückgang beim Umsatz mit Tabakmaschinen um ein Prozent auf 798 Millionen Euro werde zwar registriert, sagte Terboven. "Nach dem Rekordwert von 808 Millionen Euro von 2009 sind wir aber auch mit Erlösen im Bereich von gut 700 Millionen Euro zufrieden."

Insgesamt stieg der Umsatz des Konzerns 2010 um vier Prozent auf 1,68 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis verdoppelte sich nahezu von 96 auf 181 Millionen Euro. Nach Steuern lag der Überschuss bei 114 Millionen Euro, wobei sich der Gewinn allein durch eine gesetzlich vorgeschriebene Neubewertung der Pensionsrückstellungen um 33 Millionen Euro verringerte. Nachdem noch im Jahr 2009 rund 600 Stellen gestrichen wurden, ist der Personalabbau vorbei. Körber beschäftigt weltweit 9233 Menschen, davon 2800 in der Region Hamburg.

Für dieses Jahr erwarten Bauer und Terboven, dass der Aufwärtstrend bei Umsatz und Auftragseingang anhält. Beide Werte sollen 1,8 Milliarden Euro übertreffen, wobei dies noch ohne die geplanten Zukäufe gerechnet ist. "Über zusätzliche Einnahmen durch Übernahmen werden wir erst reden, wenn sie realisiert sind", sagte Bauer. Doch er sucht bereits Fachleute, die sich künftig mit den geplanten Zukäufen befassen sollen. Der Konzern wird also rasch größer werden. Daran lässt der gebürtige Stuttgarter keinen Zweifel.