Bosch-Erbin fördert mit Stiftung seit 2001 Projekte in aller Welt

Hamburg. Am Anfang waren es neun Frauen mit Geld, die sich zusammentaten, um Gutes zu tun. Frauen wie Ise Bosch. Die Enkelin des Firmengründers Robert Bosch animiert mit der Gemeinschaftsstiftung filia andere - nicht nur reiche - Frauen zum Spenden, um mit diesem Geld Frauen- und Mädchenprojekte vor allem in Osteuropa zu fördern. Am 17. Juni feiert die Stiftung mit Sitz in Hamburg ihr zehnjähriges Bestehen mit einem Festakt.

Ise Bosch ist eine zurückhaltende Frau, die Katzen mag. Die 46-Jährige ist verheiratet, ausgebildete Jazzbassistin und lebt auf dem Land bei Hamburg. Und sie ist Millionenerbin mit einer Mission: "Es gibt noch zu viele Ungerechtigkeiten Mädchen und Frauen gegenüber. Unser Geld ist ein Mittel zum sozialen Wandel."

Mit ihrem und dem Geld der anderen Stifterinnen wird es zum Beispiel Frauen in Tschetschenien ermöglicht, ihren Führerschein zu machen, dadurch mobil und in der Gesellschaft sichtbar zu werden. "Mit einer kleinen Förderung erzielen wir eine enorme Wirkung", sagt Frau Bosch. "Die Frauen dort sollen auf eigenen Beinen stehen." In Tschetschenien rückten Frauen nach Ende des Sozialismus zunehmend in den Hintergrund. Der Führerschein sei ein Mittel, das Frauenbild in der Öffentlichkeit zu verändern. Der politische, emanzipatorische Ansatz steht bei allen filia-Projekten im Vordergrund. Mit einem jährlichen Fördervolumen von bis zu 320 000 Euro bringen die filia-Stifterinnen einiges auf den Weg: Mit einer Kampagne in der Mongolei schufen die Frauen des dortigen Netzwerks mit filia-Geldern in der Bevölkerung ein Bewusstsein über die Bedeutung von Frauen in der Politik. Sie unterstützten Frauen, die sich zur Wahl stellten. So gelang es dem Netzwerk, dass Zavkhan nun die mongolische Provinz mit dem höchsten Anteil weiblicher Parlamentarierinnen ist. Ise Bosch: "Wir haben die große Chance, in der Gesellschaft etwas voranzubringen, mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft."

Mittlerweile engagieren sich neben Ise Bosch 48 weitere Stifterinnen bei filia. Und bis zum Jubiläum würden sie gern die 50. Stifterin begrüßen. Das ist nicht unrealistisch, denn: "Das Geld der Wirtschaftswunderjahre wird jetzt vererbt an Menschen im Alter von 50 plus, die wirtschaftlich versorgt sind." Die Hälfte der mehr als 200 Millionen Euro, die jährlich in Deutschland vererbt werden, gehen an Frauen.