Weil er sich die Fahrkarte nicht leisten konnte, lief der junge Mann an den Gleisen entlang

Rönneburg. Ein 18-Jähriger ist gestern an der Bahnstrecke Harburg-Bremen von dem Intercity-Express 515 (ICE) angefahren und schwer verletzt worden. Der junge Mann aus Lüneburg war frühmorgens, kurz vor 6 Uhr, an den Gleisen zwischen Harburg und dem Bahnübergang Reller entlanggegangen und hatte den mit Tempo 120 km/h herannahenden Schnellzug nicht bemerkt. Der 33 Jahre alte Lokführer versuchte, den Zug zum Stehen zu bringen - er konnte die Kollision jedoch nicht mehr verhindern. Der junge Mann wurde an der linken Seite erfasst und durch die Luft geschleudert. Er blieb neben den Gleisen liegen.

Ein Bundespolizist und ein Arzt, beide reisten in dem ICE, leisteten Erste Hilfe und kümmerten sich um den 18-Jährigen, der Verletzungen am Kopf und an den Schultern erlitt und dessen Oberschenkel gebrochen wurde. Er kam wenig später mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus, wo er notoperiert wurde. Lebensgefahr bestand nicht, sagte Rüdiger Carstens, Sprecher der Bundespolizei. Der Lokführer erlitt bei dem Vorfall einen Schock und konnte nicht weiterfahren. Er musste von einem Kollegen abgelöst werden.

Gegenüber der Bundespolizei gab der 18-Jährige noch am Unfallort an, er habe entlang der Gleise nach Lüneburg laufen wollen, weil er keine Fahrkarte hatte. "Wir gehen von einem Unfall aus", sagte Carsten. Die Bundespolizei ermittelt wegen des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr.

Feuerwehr und Polizei waren mit einem Großaufgebot vor Ort. Die Bahnstrecke, die nach Lüneburg und Bremen führt, wurde für eineinhalb Stunden gesperrt und erst gegen 7.20 Uhr wieder freigegeben. 48 Züge, darunter Metronome, ICs und ICEs, verspäteten sich laut Bahn erheblich. 13 Züge fielen ganz, 16 auf Teilstrecken aus.