350-Millionen-Dollar-Deal perfekt: Investoren kaufen rund 60 Prozent an Bigpoint, dem größten Hamburger Entwickler für Browserspiele.

Hamburg. Das Aushängeschild der Hamburger Computerspiele-Branche wechselt den Besitzer. Die Firma Bigpoint ist mehrheitlich an die amerikanischen Beteiligungsgesellschaften Summit Partners und TA Associates verkauft worden.

Die Investoren zahlten für rund 60 Prozent der Firmenanteile 350 Millionen US-Dollar (241 Millionen Euro) - und tätigten damit eine der bislang höchsten Investitionen in Online-Spiele-Firmen weltweit. "Diese gigantischen Summen drücken aus, welchen Wert wir hier in Hamburg geschaffen haben", sagte Bigpoint-Geschäftsführer Heiko Hubertz, 34, dem Abendblatt. "Die Investition bestätigt unsere führende Rolle in der Games-Industrie und wird unser internationales Wachstum noch beschleunigen."

Die neuen Mehrheitsgesellschafter haben die Bigpoint-Anteile kurz vor Ostern von den bisherigen Investoren übernommen. "Bigpoint ist klarer Marktführer bei Browsergames, die wir als Zukunft der Spiele-Industrie sehen", begründet John Meeks, Geschäftsführer von TA Associates, den Kauf. "Wir glauben, dass das Unternehmen eine der wertvollsten Internetfirmen Europas werden kann." Browserspiele können - im Gegensatz zu Konsolenspielen - direkt am Computer gespielt werden. Man muss dafür weder ein Programm herunterladen noch eine DVD oder Konsole besitzen.

Bereits 2008 hatte Firmengründer Hubertz, ein gebürtiger Schleswig-Holsteiner, einen Teil seines damals erst sechs Jahre alten Unternehmens an Amerikaner verkauft. Für 70 Millionen Euro übernahmen die Private-Equity-Gruppe GMT Communications Partners und das Unternehmen NBC Universal 70 Prozent der Firmenanteile.

Seitdem hat sich nicht nur deren Wert mehr als verdreifacht. Auch das Unternehmen selbst ist mit seinen kostenlosen Browsergames wie "Seafight" und "Farmerama" rasant gewachsen: Die Zahl der Beschäftigten hat sich weltweit auf mehr als 700 Mitarbeiter vervierfacht, allein in der Hamburger Zentrale in Eppendorf arbeiten mehr als 600 Menschen.

Die Umsätze haben sich nach Firmenangaben jedes Jahr verdoppelt und den dreistelligen Millionenbereich erreicht. Der Gewinn soll sich im zweistelligen Millionenbereich bewegen. Genaue Zahlen werden aber nicht verraten. "Mit unserer damaligen Investition in Bigpoint haben wir einen exzellenten Ertrag erzielt", sagte Megumi Ikeda von Comcast, dem neuen Mehrheitsgesellschafter von NBC Universal, der jetzt alle Anteile an Bigpoint abgegeben hat. GMT Communications Partners und GE bleiben hingegen mit einem kleinen Anteil an Bord.

Auch Firmengründer Heiko Hubertz denkt nicht daran, seine verbliebenen 30 Prozent am Unternehmen zu verkaufen. "Die Arbeit bei Bigpoint macht mir so viel Spaß, dass ich meinen Anteil auf jeden Fall behalten will", sagte Hubertz dem Abendblatt. "Ich will diese Erfolgsstory weiter miterleben und mitgestalten." Das operative Geschäft werde weiterhin in seiner Hand sowie bei Co-Geschäftsführer Arthur Bastings bleiben.

Seit einem Jahr treibt Hubertz die Expansion ins Ausland mit aller Kraft voran: Zu den Standorten auf Malta und im kalifornischen San Francisco kam jüngst auch ein Vertriebsbüro in Brasilien hinzu. Bislang konnten zwar sowohl das organische Wachstum als auch Zukäufe aus eigener Kraft finanziert werden - trotzdem sei es "immer gut, starke Gesellschafter mit Know-how und guten Kontakten im Rücken zu haben", so Hubertz.

Das sieht auch Stefan Klein von der Initiative Gamecity Hamburg so. "Der Einstieg von Finanzinvestoren bei Hamburger Branchengrößen stärkt den Standort", sagt der Spiele-Experte. Ein Engagement von ausländischen Investoren in dreistelliger Millionenhöhe ist aber selbst in der Games-Branche außergewöhnlich. "Die meisten Hamburger Firmen sind mehrheitlich noch in der Hand der Gründer", sagt Klein. Bei etwa der Hälfte der rund 70 Spiele-Entwickler in Hamburg seien deutsche Investoren eingestiegen.

Hamburg hat sich innerhalb weniger Jahre zu einem der weltweit führenden Standorte für Online-Spiele-Entwickler gemausert. Die Branche gilt als Zukunftsmarkt bei Computerspielen: Allein in Hamburg sind seit 2005 mehr als 2000 Arbeitsplätze entstanden, knapp 70 Spiele-Entwickler wurden an Alster und Elbe gegründet.