Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg eben zum Propheten kommen - der Volksmund hat für jede Lebenslage einen Spruch parat. Auch für die schwierige Situation im Hamburger Handwerk, das händeringend nach passenden Bewerbern für die offenen Lehrstellen sucht. Wenn die Jugendlichen keine Lust mehr haben, Maurer, Glaser oder Konditor zu werden, dann muss man sie eben auf den Geschmack bringen.

Da kann es nur hilfreich sein, Schüler so früh wie möglich mit Firmen in Kontakt zu bringen, die einmal ihr Arbeitgeber werden könnten. Projekte wie "Anschluss Handwerk" sind zukunftsweisend: Mit 800 000 Euro, finanziert von der Stadt Hamburg und dem Europäischen Sozialfonds, führen Handwerkskammer und Innungen seit 2009 Schulen und Betriebe zusammen. Mehr als 1000 Jugendliche sind so in Kontakt mit der Wirtschaft gekommen, haben Schnupperkurse und Praktika absolviert, vielleicht Lust auf eine Lehre bekommen.

Zudem sollte das Handwerk die Jugendlichen in ihrer Lebenswelt ansprechen. Wenn Schüler heute eher auf Nachrichten über Internetportale wie Facebook und Twitter reagieren, dann ist das eine weitere Rekrutierungsmöglichkeit. Firmen aus der IT-Branche machen bereits vor, wie das geht - und dass es durchaus zum Erfolg führen kann.

All diese Maßnahmen kosten Geld und sind Vertretern älterer Generationen vielleicht eher lästig. Zumal so mancher Schulabgänger vom Auftreten und Bildungsstand her nicht mitbringt, was eine Lehrstelle verlangt. Aber klar ist: Wenn das Handwerk die Realität nicht anerkennt, tappt es in die demografische Falle.