Nicht selten verursacht die Geburt eine Blockade im Halswirbelbereich

In Krabbelgruppen, Kindertagesstätten und auf Spielplätzen ist die Osteopathie ein häufiges und dankbares Gesprächsthema unter Eltern. Weint ein Baby beim Stillen laut auf und macht erkennbar einen unglücklichen Eindruck, passiert es häufig, dass eine andere Mutter sich ungefragt eingeschaltet: "Geh doch mal zum Osteopathen, vielleicht hat dein Kind ja KISS ..."

Die Abkürzung steht für Kopfgelenk-induzierte Symmetrie-Störung. "Am Übergang vom Kopf zur Wirbelsäule kann es durch die Geburt zu einer Blockade kommen, das ist ein neurologisch wichtiger Bereich", sagt Kilian Dräger, der Mitbegründer der Osteopathischen Kindersprechstunde. Dadurch könnten die Kinder den Kopf nicht richtig drehen und beim Stillen beispielsweise die Brust nicht richtig erreichen. Osteopathen versuchen dann mit sanften Techniken, den Wirbelkörper Atlas an die richtige Stelle zu bringen. "Doch nicht alle Säuglinge mit diesen Symptomen haben KISS - es ist in den letzten Jahren regelrecht zu einer Modediagnose geworden", sagt Dräger.

Auch mit anderen Beschwerden gehen immer mehr Eltern mit ihren Kleinen zum Osteopathen, die - wie bei den Erwachsenen - alternative Möglichkeiten haben zu behandeln: Darunter fallen vor allem Kinder mit Konzentrationsschwierigkeiten, Sehstörungen, Kopf- oder Bauchschmerzen, asymmetrischen Haltungsmustern oder Entwicklungsstörungen. "Kinder reagieren teilweise schneller als Erwachsene, auch wenn man sich darauf nicht verlassen sollte", sagt Dräger.

Die Osteopathische Kindersprechstunde ist ein gemeinnütziger Verein. Die Mitglieder möchten Kindern aus Familien mit geringem Einkommen die Möglichkeit geben, osteopathisch behandelt zu werden. Die Therapeuten arbeiten daher ehrenamtlich. Meist sind bei den Terminen (an jedem zweiten Mittwoch im Monat) mehrere Osteopathen bei einer Behandlung anwesend. "Wir nutzen die Kindersprechstunde zu Weiterbildungszwecken", sagt Dräger. Die Eltern zahlen einen Unkostenbeitrag, der weit unter dem normalen Satz liegt. Behandelt werden Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre.