Münchner Fallanalyst Alexander Horn beschrieb den Täter vor dessen Festnahme erstaunlich genau

Verden/München. Was genau ist passiert? Warum ist es so passiert? Und wer könnte die Tat genau so begangen haben? Der Münchner Fallanalytiker Alexander Horn, 38, verlieh dem Serientäter Martin N. ein Gesicht - lange, bevor der 40-Jährige gefasst war. "Profiler" heißen Ermittler wie er im Fernsehen. Horn beriet die Soko "Dennis" seit 2001. Das Bild, das er vor der Verhaftung vom mutmaßlichen mehrfachen Kindesmörder Martin N. zeichnete, passt, wie sich im Rückblick zeigt, erstaunlich genau.

Als sozial unauffällig, nett, hilfsbereit, sozial integriert, zurückhaltend und intelligent hatte Horn den mutmaßlichen Täter vor dessen Identifizierung beschrieben: Attribute, die auch ehemaligen Nachbarn und Bekannten einfallen, wenn sie Martin N. beschreiben sollen. Es gäbe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Täter auch im beruflichen Bereich mit Kindern zu tun habe, hatte Horn ferner vermutet. Auch diese Annahme, getroffen auf Basis von kriminalistischem Wissen, soziologischen Basisdaten und persönlichen Eindrücken von den Tatorten, traf exakt auf Martin N. zu. Diese "Entmonsterung" des Täters, wie Verdens Polizeichef Uwe Jordan es nannte, führte schließlich zu zahlreichen neuen Hinweisen - unter anderem dem entscheidenden.

Alexander Horn hatte die "Operative Fallanalyse" in Deutschland mit aufgebaut. Inzwischen sind entsprechend geschulte Spezialermittler in allen Landeskriminalämtern und beim BKA zu finden. Unter anderem beim Doppelmord an zwei Mädchen in Krailingen, bei dem ein Onkel der Kinder der mutmaßliche Täter ist, hatte der Münchner Fallanalyst im Vorfeld der Festnahme ein Profil erstellt. Die Soko "Bosporus", die die Mordserie an meist türkischstämmigen Geschäftsleuten untersucht, nahm die Dienste seines Dezernats ebenfalls in Anspruch.