Ein Kommentar von Lutz Wöckener

Auch wenn sie mehrfach versicherten, sich nicht als Sieger zu fühlen: Gernot Stenger und Helmut Schulte waren die Gewinner des gestrigen Tages. Der Vizepräsident und der Sportchef feierten vor dem DFB-Sportgericht einen Erfolg, der dem FC St. Pauli zwar keine drei Punkte bringt, die Chance darauf aber erhöht.

In der Diskussion um die Konsequenzen aus dem Spielabbruch gegen Schalke hatte St. Pauli die Argumente auf seiner Seite. Dass der Kontrollausschussvorsitzende Anton Nachreiner sich diesen verschloss, ist ein anderes Thema. Viel wichtiger sind die Möglichkeiten, die sich aus den vergangenen Tagen ergeben. Das kleine St. Pauli hat erfolgreich den Aufstand geprobt. Flankiert von den Fußball-Kaisern und Experten dieser Republik hat das braun-weiße Kollektiv den gemeinhin unnachgiebigen DFB zu einer Abkehr vom "Geisterspiel" bewegen können. Die Solidarität wuchs, die Basis wurde immer breiter. Ein neues Wir-Gefühl ist entstanden. Oder besser: ein Wir-können-das-schaffen-Gefühl.

St. Pauli muss diesen Schwung nun mitnehmen und auf den Platz übertragen. Das gefühlte Unrecht seitens der Sportgerichtsbarkeit wie auch die emotionale Abschiedsvorstellung von Trainer Holger Stanislawski sollten zusammenschweißen.

Schon morgen in Wolfsburg wird der nächste unerwartete Erfolg nötig sein, um die Chance weiter zu erhöhen und dann gegen Bremen ein emotionales Feuerwerk zu zünden. Vor fast 25 000 Zuschauern am ausverkauften Millerntor. Ostern ist das Fest der Wiederauferstehung. Dass St. Pauli es feiern darf, steht seit gestern fest.