Ein Kommentar von Armgard Seegers

Seit es ein Gutachten 2005 bestätigt hat, weiß man, dass die Bühnenmaschinerie im Deutschen Schauspielhaus völlig marode ist, dass die Sicherheit der Mitarbeiter nur durch aufwendige Prüf- und Wartungsarbeiten gewährleistet werden kann, dass vieles, was künstlerisch machbar wäre, nicht gezeigt werden kann. Denn Ober- und Untermaschinerie, das technische Herz des Theaters, ächzen vor Altersschwäche. Kulissenteile könnten herabsausen, die Drehbühne zum Karussell mutieren, Kettenzüge ins Schlingern geraten. Fünf Jahre hat der Senat gebraucht, um im vergangenen Jahr endlich einzusehen, dass man unter diesen Bedingungen kaum arbeiten oder große Bühnenspektakel zeigen kann. Fürs kommende Jahr wurden vom Senat 16,5 Millionen Euro für einen neuen Bühnenturm bewilligt. Hat man die Theaterleute vorher nicht ernst genommen?

Wäre eine Gefährdung von Mitarbeitern auch in anderen öffentlichen Unternehmen denkbar? Oder ist das beim Theater nur möglich, weil die dort Arbeitenden in ständiger Selbstausbeutung leben? Und weil man stillschweigend davon ausgeht, dass ihnen ihre Arbeit Spaß macht? Vielleicht macht einem Finanzbeamten sein Job keinen Spaß. Unter Gefahr muss er ihn aber nicht ausüben. Muss erst etwas passieren, bevor die Verantwortlichen handeln? Glücklicherweise ist beim Zusammenbruch der Drehbühne niemand gefährdet worden. Es ist ja nur das Theater, das jetzt leidet.