Ein Vorstandsmitglied gehörte der Jüdischen Gemeinde offenbar seit 2007 nicht mehr an, hatte aber ein Ehrenamt inne.

Hamburg. Die Jüdische Gemeinde in Hamburg hat ein Problem: Vorstandsmitglied A. war nach Abendblatt-Informationen während seiner Amtszeit von Juni 2009 bis März 2011 gar kein Mitglied der Gemeinde. Er hätte also laut Gemeindeverfassung kein Amt übernehmen dürfen. Bereits seit 2007 soll er im behördlichen Melderegister nicht mehr als Mitglied der Jüdischen Gemeinde geführt worden sein.

Auf seiner Lohnsteuerkarte ist seit 2008 das Kürzel "JH" (Jüdische Gemeinde in Hamburg) für die Abführung der Kultussteuer (die der Kirchensteuer bei anderen Konfessionen entspricht) nicht mehr ausgewiesen. Der Gemeindevorsitzende Ruben Herzberg erklärte auf Abendblatt-Anfrage, dass der Vorstand erst im März dieses Jahres von diesem Umstand erfahren und A. damit konfrontiert habe. Der ehemalige Arbeitgeber von A. hatte den Tipp gegeben: "Wir sind von dem zuständigen Standesamt im Bezirk Harburg nicht über den Austritt informiert worden. Dort lag auch gar keine Information darüber vor", sagte Ruben Herzberg auf Abendblatt-Anfrage.

Erst auf Nachfrage beim Amt für Zentrale Meldeangelegenheiten sei dort bestätigt worden, dass er offensichtlich bereits seit 2007 nicht mehr als Mitglied der Jüdischen Gemeinde geführt wird. Für Herzberg steht fest: "Es ist nicht mehr nachvollziehbar, auf welchem Wege und bei welcher Stelle Herr A. seinen Austritt erklärt hat."

Dem Vorstand gegenüber hat sich der 35-Jährige bis heute nicht zu dem Vorfall geäußert. Als der Vorstand ihn schriftlich aufforderte, Stellung zu nehmen, ließ er durch seinen Anwalt mitteilen, "die Behauptungen seien haltlos". Doch in einem weiteren Schreiben erklärte er dann über seinen Anwalt am 17. März den sofortigen Rücktritt von seinem Vorstandsamt. Auf Abendblatt-Anfrage lehnte A. eine Stellungnahme ab.

Die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde hat der Vorstand allerdings bislang nicht offiziell über den Rücktritt und über seine nicht bestehende Mitgliedschaft informiert: "Wir haben den Beirat, das ist die gewählte Mitgliedervertretung, über den gesamten Vorgang detailliert informiert", sagte Ruben Herzberg. Sämtliche 2800 Mitglieder würden darüber in dem nächsten Rundbrief ebenfalls Kenntnis erhalten.