1. Hamburger Abendblatt:

Schalke 04 hat im Champions-League-Viertelfinale triumphal 5:2 bei Titelverteidiger Inter Mailand gewonnen. Haben Sie sich mit der Mannschaft und dem Verein, der Sie vor drei Wochen entlassen hat, freuen können?

Felix Magath:

Ich habe das Spiel nur zum Teil gesehen, weil ich mir die TV-Konferenzschaltung angeschaut habe. Ich habe mich aber über den Sieg gefreut, weil das ja genau jene Mannschaft ist, die ich zusammengestellt habe und für deren Zusammenstellung ich so heftig kritisiert worden bin. Ganz falsch kann ich also nicht gelegen haben.

2. Dieser Erfolg wird nicht in erster Linie Ihnen, sondern Ralf Rangnick gutgeschrieben. Sky-Kommentator Fritz von Thurn und Taxis schwärmte bereits von der Arbeit Ihres Nachfolgers. Schmerzt Sie das?

Magath:

Das interessiert mich nicht. Ich bin niemand, der sich lange mit der Vergangenheit aufhält. Schalke ist abgehakt, auch wenn ich dort gern weitergearbeitet hätte. Das Fußball-Geschäft ist schnelllebig, das habe ich akzeptiert. Mir muss niemand auf die Schulter klopfen, Journalisten schon gar nicht.

3. Kein Mensch kann auf Anerkennung verzichten, Fußball-Trainer leben davon. Sie nicht?

Magath:

Natürlich wünsche ich mir, dass meine Arbeit geschätzt wird. Für mich zählen aber vor allem Fakten, zum Beispiel, dass der FC Schalke heute besser dasteht, sportlich wie finanziell, als im Sommer 2009, als ich meine Arbeit dort antrat. Ich bin mit Schalke 2010 Vizemeister geworden, habe die Mannschaft ins Viertelfinale der Champions League und ins DFB-Pokalfinale gegen einen Zweitligaklub geführt. Wenn ich diese Erfolge in den nächsten zwei Jahren mit dem VfL Wolfsburg wiederholen könnte, wäre ich sehr glücklich.

4. Am Sonnabend treten Sie in der Bundesliga mit Ihrem neuen Klub VfL Wolfsburg bei Ihrem alten, dem FC Schalke, an. Wie werden die Fans auf Ihre Rückkehr reagieren?

Magath:

Geteilt, entsprechend der Stimmung vor vier Wochen, als ich noch auf der Schalker Bank saß. Schalke hat außergewöhnliche Fans, sie waren ein Grund dafür, warum ich 2009 die Herausforderung bei diesem Klub gesucht habe. Ich respektiere ihre Reaktionen.

5. Wie schaffen Sie es, sich in kurzer Zeit mit aller Kraft für einen neuen Klub zu engagieren?

Magath:

Das geht nur, wenn man den neuen Verein in seinen Strukturen und Personen genau kennt. Der VfL Wolfsburg hatte mir 2007 die einmalige Chance gegeben, mich als Trainer und Manager in Personalunion zu profilieren. Dafür bin ich heute noch dankbar. Jetzt hatte mich der Klub gebeten, ihm im Abstiegskampf zu helfen. Das war für mich eine Herzensangelegenheit.