Der Windkraftkonzern Suzlon-Konzern leitet eine Zwangsabfindung von Aktionären ein. Einen Zeitplan oder Fristen gibt es aber noch nicht.

Hamburg. Der Windkraftkonzern Suzlon des indischen Unternehmers Tulsi Tanti bereitet die vollständige Übernahme von Repower Systems in Hamburg vor. Suzlon teilte gestern mit, dass man nun 95 Prozent der Repower-Anteile halte. Das macht den Weg frei für ein sogenanntes Squeeze-out, eine Zwangsabfindung der Minderheitsaktionäre. Einen Zeitplan oder Fristen gibt es dafür allerdings noch nicht.

Die Zwangsabfindung erfolgt nach einem genau festgelegten Ablauf. Zur Bewertung des übernommenen Unternehmens muss vom zuständigen Gericht - in diesem Fall dem Landgericht Hamburg - ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer bestellt werden. Dieser fertigt, parallel zu einem von Suzlon beauftragten Prüfer, ein Wertgutachten an, aus dem sich ein fairer Wert für die Abfindung der Aktionäre ableiten lässt.

Die Aktie von Repower legte gestern zeitweise um mehr als neun Prozent zu und stand am Abend bei 155,85 Euro. Wer die noch gehandelten rund fünf Prozent der Repower-Anteile hält, ist laut Suzlon-Gründer und Konzernchef Tulsi Tanti offen. "Wir wissen nicht, wem die übrigen fünf Prozent der Anteile gehören. Das ist schwer zu identifizieren", sagte Tanti dem Abendblatt.

Suzlon war Anfang 2007 bei Repower eingestiegen. Das indische Unternehmen hatte zunächst mit dem französischen Atomkraftkonzern Areva um die Kontrolle bei Repower gerungen, sich dann aber durchgesetzt und seinen Anteil Schritt für Schritt erhöht. In der Branche war erwartet worden, dass Suzlon Repower vollständig übernehmen will. Der Vorteil liegt vor allem in der vollen unternehmerischen Kontrolle, aber auch darin, dass künftig die Kosten für die Hauptversammlung und die Börsennotierung entfallen.

Suzlon bietet eher technologisch einfachere Windkraftanlagen mit weniger Leistung an. Schwerpunkt des indischen Konzerns ist vor allem der asiatische Markt. Repower mit stärkeren und technologisch anspruchsvolleren Maschinen ist eher in Europa und den USA präsent. "Für uns geht es entscheidend darum, als Anbieter von Windkrafttechnologie weltweit wettbewerbsfähig zu sein", sagte Tanti. "Das heißt vor allem auch, dass wir bei den Kosten konkurrenzfähig sein müssen. Allerdings sind Qualität und technischer Vorsprung für die meisten Kunden entscheidender als der Preis."

Nach Einschätzung des indischen Unternehmers wird die Nutzung der erneuerbaren Energien in den kommenden Jahren deutlich weiter wachsen: "Den erneuerbaren Energien und der Windkraft steht ein enormer Wachstumsschub bevor. Einerseits wegen des hohen Ölpreises, andererseits wegen der Neubewertung der Kernkraft nach dem tragischen Reaktorunglück in Japan", sagte Tanti. Für Repower erwartet der Suzlon-Chef an den Standorten in Norddeutschland gute Perspektiven: "Repower soll auch nach einer Übernahme der ausstehenden Anteile durch Suzlon am Standort Deutschland und in Hamburg weiterwachsen."