Wenn ein dänisches Fleischunternehmen seine Produktion nach Deutschland verlagert, um seine Personalkosten zu senken, so lässt dies aufhorchen. Erst recht, wenn in dem Zusammenhang die attraktiven Lohnstrukturen als Argument ins Feld geführt werden. Bislang ist die Bundesrepublik nicht gerade als Niedriglohnland aufgefallen. Doch diese Wanderungsbewegung an den "Oldenburger Fleischtopf" ist leider nicht positiv zu bewerten, sondern zeigt, dass in einigen Branchen auf dem deutschen Arbeitsmarkt etwas völlig aus dem Ruder läuft. Unternehmen können auf dem Rücken der Beschäftigten Gewinne maximieren - und zwar ganz legal.

Hauptschuld an dieser Entwicklung trägt die Bundesregierung, die sich bislang noch nicht zu einem branchenweiten und flächendeckenden Mindestlohn durchringen konnte. Diese fehlende Regulierung ermöglicht es, Löhne deutlich unter dem hiesigen Existenzminimum zu bezahlen. Das Problem dürfte sich in wenigen Wochen noch weiter verschärfen, wenn im Mai die Arbeitnehmerfreizügigkeit eingeführt wird - und auch Beschäftigte aus Osteuropa hierzulande ohne Beschränkungen arbeiten dürfen. Für manche dieser neuen Wanderarbeiter sind selbst deutsche Niedriglöhne im Vergleich zu ihren Heimatländern durchaus attraktiv. Sie dürften somit bundesweit Tausenden Beschäftigten die Jobs streitig machen. Um Lohndumping und Entlassungen zu verhindern, ist es deshalb dringend erforderlich, verbindliche Lohnuntergrenzen für alle Beschäftigten in Deutschland einzuführen.