Ein 26-Jähriger steht vor Gericht, weil er sich fast 400 000 Euro erschlichen haben soll

Neustadt. Vielleicht täuscht sich der Getäuschte selbst. Aus Scham. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Vor seiner Familie hält der 79 Jahre alte Apotheker bis heute alles geheim. Dass er einem miesen Betrüger aufsaß, der ihn um 378 000 Euro gebracht haben soll. Das Geld ist wohl verloren, davon geht die Staatsanwaltschaft aus. Doch Dr. Eduard F. (Name geändert) glaubt noch immer an die Legende des Angeklagten: Dass der sein Geld in Berlin oder Pinneberg gehortet habe.

Seine Stimme bebt, als er gestern vor dem Landgericht über den mutmaßlichen Betrüger spricht. "Ich hielt ihn für einen ehrlichen Menschen", sagt er. Äußerlich bleibt Damiens K., vor 26 Jahren in Oslo geboren, ungerührt. So sehr die Gier des Täters keine Grenzen zu kennen schien - so grenzenlos war offenbar die Naivität seines Opfers.

Zunächst habe sich, so erzählt es Eduard F., der Vater des Angeklagten sein Vertrauen erschlichen. Später habe er nur noch mit dessen Sohn Damiens K. zu tun gehabt. Immer wieder habe der 26-Jährige familiäre Notfälle vorgeschoben, er habe ihm im guten Glauben Geld geliehen. Sein Versprechen, die Kredite zurückzuzahlen, habe Damiens K. nie eingelöst. "Rückblickend waren die Geschichten abenteuerlich, aber ich habe ihm bis zum Schluss geglaubt."

Nach dem Verkauf einer Immobilie in Frankreich habe der Angeklagte versprochen, seine Schulden zu begleichen. Auf dem Weg nach Deutschland sei das Bargeld jedoch vom niederländischen Zoll beschlagnahmt worden, habe ihm Damiens K. erzählt. Um es auszulösen, benötige er 50 000 Euro. Und so ging es weiter und weiter. Auch die Mär vom "Familiengeld", das in der Schweiz aufgetaucht, aber auf verschlungenen Pfaden nach Berlin gelangt sei, glaubte Eduard F. Und er zahlte, ohne sich je ein Schriftstück vorlegen zu lassen. "Gezwungenermaßen, nur so hatte ich eine Chance, an mein Geld zu kommen", sagt er. Nachdem eine Bankangestellte Verdacht schöpfte, flog der Schwindel auf. "Ich wollte das Geld zurückzahlen, wusste aber, dass ich dazu nicht in der Lage war", sagt der geständige Angeklagte gestern. Der Prozess wird fortgesetzt.