Bei einem Flashmob auf dem Gänsemarkt flogen die Federn. Passanten, die Zeugen des munteren Treibens wurden, reagierten gelassen.

Hamburg. Viele haben große Taschen dabei. Einige gehen auffällig auf und ab. Der Gänsemarkt wimmelt vor Jugendlichen. Um kurz nach drei bläst eine junge Frau kräftig in eine Trillerpfeife: Startsignal für eine Kissenschlacht. Plötzlich stürmen die etwa 100 Teilnehmer aufeinander los und dreschen mit mitgebrachtem Bettzeug aufeinander ein.

Die Passanten reagieren verwundert bis gelassen. Annika Nicolaus, zufällige Passantin des Lessingdenkmals: "Mir war sofort klar, dass es sich um einen Flashmob handelt, das kennt man ja schon aus den Medien." Andere bleiben einen Moment stehen und beobachten die Jugendlichen, über deren Köpfen inzwischen die Federn fliegen. Wer eine Kamera dabeihat, macht Fotos. "Eigentlich hatten wir am Ende zwei Flashmobs", wird Teilnehmer Christian Thielke nach der Aktion am Sonnabend feststellen. "Einen mit Kissen und einen mit Kameras."

Flashmobs werden in der Regel über soziale Internet-Netzwerke wie Facebook organisiert. Es sind Treffen, bei denen vorher verabredete Aktionen in die Tat umgesetzt werden. "Sie haben keinen tieferen Gehalt", erklärt Kommunikationswissenschaftlerin Carina Jasmin Englert.

In den vergangenen zwei Jahren gebe es aber einen Trend zu sogenannten Smart Mobs, bei denen die Teilnehmer zum Beispiel gegen Atomkraft protestieren, indem sie sich mitten in der Fußgängerzone auf den Boden sinken lassen und sich als Strahlenopfer ausgeben. "Smart Mobs sind besonders attraktiv, weil man auf kreative und häufig ironische Weise seine politische Meinung vertreten kann", sagt Englert. Gleichzeitig müsse man sich keinem Verein anschließen, sondern könne sich spontan immer wieder unterschiedlichen Aktionen zugehörig fühlen.

Die Kissenschlacht auf dem Gänsemarkt verlief friedlich und ohne weitergehende Botschaft. Ein zweiter Pfiff beendete sie nach einer Viertelstunde. Kissen wurden gegen Handfeger und Kehrblech getauscht und der Gänsemarkt ordentlich verlassen. Vorbildlich, die Jugend von heute.