Die Koranverbrennung zerstört das Verhältnis zu den Muslimen

Es mutet wie eine zynische Ausformung der Chaos-Theorie an: Ein kleines Feuer in einem Hinterhof in Florida bewirkt den Tod völlig unbeteiligter Dutzender Menschen in Asien, stärkt militante Islamisten und schwächt die Regierung Afghanistans sowie die Position der Nato am Hindukusch. Die dramatischen Auswirkungen der schändlichen Koranverbrennung durch eine obskure Kleinst-Sekte in den USA zerstören viele Bemühungen um eine Heilung des Verhältnisses zwischen muslimischer und westlicher Welt.

Mit dem Begriff "radikaler religiöser Fundamentalist" verbindet man im Westen zumeist die Vorstellung eines Islamisten. Doch der Drahtzieher der Koranverbrennung, der selbst ernannte US-Pastor Terry Jones, ist als bornierter und mörderischer Eiferer keinen Deut besser als Taliban- oder Al-Qaida-Terroristen. Bücherverbrennungen, wie wir sie von der Inquisition oder den Nazis kennen, sind stets Ausdruck einer dumpfen Intoleranz - und der letzte Schritt vor der Verbrennung von Menschen. Ein Buch anzuzünden, das mehr als einer Milliarde Menschen als heilig gilt, ist überdies besonders verwerflich. Bezeichnenderweise konnte Jones seine Freveltat begehen, weil die große religiöse Freiheit in den USA ihm selbst diesen entsetzlichen Unfug gestattet. Es wird zugleich deutlich, wo die Grenzen der Toleranz liegen sollten.