Rica-Marie Saunders aus Shorelands (Trinidad und Tobago)

Liebe Hamburgerinnen,

liebe Hamburger!

Deutschland - das war für mich immer ein Synonym fürs Paradies. Schuld daran war die Deutsche Welle, deren Fernsehprogramm ich früher in meiner karibischen Heimat gern geschaut habe. Von Goethe und Einstein war da die Rede, von Fortschritt und Moderne, von Wohlstand und Arbeit. Sehr verheißungsvoll klang das alles. Deshalb bin ich zum Studium hierhergekommen.

Ihr wundert euch nun, dass ich in eurem Land das Paradies gesehen habe? Weil ihr denkt, dass ich selbst doch eigentlich dort herstamme? Von wegen Palmen, Strand und Sonne? Na ja, Trinidad und Tobago entsprechen wohl nicht ganz euren Urlaubsträumen. Denn im Gegensatz zu anderen Karibikstaaten sind diese Inseln industriell geprägt, was leider auch Umweltzerstörung bedeutet. Die Industrieprägung liegt an den ganzen Bodenschätzen: Auf Trinidad und Tobago gibt's viel Erdöl und Methan, zudem den weltgrößten Asphalt-See. Deshalb steckt in so mancher Straße auf der Erde ein Stück Karibik - sicher auch irgendwo in Hamburg.

Apropos Hansestadt: In den bald vier Jahren, die ich nun hier lebe, habe ich gelernt, dass auch Deutschland nicht nur ein Paradies ist. Das liegt vor allem an meiner unsäglich unorganisierten Uni, die mich schon so manchen Nerv gekostet hat. Aber natürlich liebe ich diese wunderschöne Stadt ansonsten sehr. Weil sie so herrlich am Wasser gelegen ist. Wobei mir Elbe und Alster nicht so wichtig sind. Ich finde vielmehr eure Schwimmhallen super - wegen der Aquafitness. Dank dieser tollen Programme bedeutet der Badeanzug Action. Und das ist mal was anderes als daheim im Süden. Denn wer da das Schwimmzeug anzieht, der legt sich meist bloß ans Meer und bleibt stundenlang faul liegen - langweilig!

Rica-Marie Saunders, 26, studiert Allgemeine Ingenieur-Wissenschaften an der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Aufgezeichnet von Christopher Beschnitt