Hunderte Male fahre ich vertraute Wege durch Finkenwerder, an der Elbe oder an der Alster und beachte kaum, was am Wegesrand herumsteht - Kriegsdenkmäler. Nahezu flächendeckend sind sie in Hamburg zu finden und fristen ein museales Nischendasein. Aufmerksamkeit bekommen sie vor allem am Volkstrauertag im November. Die Kranzniederlegung ist dann obligatorisch. Die Trauer um die Opfer hat Raum. Es folgt das mahnende Wort zum Frieden oder wahlweise Nachdenkliches zum "gerechtfertigten" Kriegseinsatz heute.

Wer jedoch genauer hinsieht, staunt bisweilen. Etwa beim Denkmal in Harburg für den Ersten Weltkrieg. Dort strahlt ein riesenhafter Soldat trotz Verletzung heroisches Pathos aus. Das nachträglich installierte Gegendenkmal des kleinen trauernden Mädchens am Boden sieht kaum jemand. In Hummelsbüttel werden "Unsere Helden" der Kriege "1914-18" und "1939-45" sogar noch illustriert durch Gewehr, Stahlhelm und Marschgepäck. Ein Kommentar in Kunst oder Schrift fehlt. Da klaffen echte "Denkmal"-Lücken. Kein Hinweis auf Ursachen. Kein Denkanstoß, wie "Helden" ticken und wie man als "Held" zum Täter wird oder eben nicht.

Jeder Krieg beginnt ja irgendwie mit irgendwem und mit einem vermeintlichen Sinn. Anders könnten Politiker der Gesellschaft und den Soldaten zum Beispiel den Afghanistaneinsatz nicht plausibel machen. Und niemand aus Frankreich, den USA oder Großbritannien würde den Libyen-Einsatz für sinnlos erklären. Erstaunlich in dem Zusammenhang, mit welcher Medien- und Politikschelte die Enthaltung Deutschlands zum Libyen-Einsatz bedacht wurde. Aufschlussreich wird es sein, wie man heutige kriegerische Verwicklungen rückblickend beurteilen wird. Umso wichtiger ist es, Ursachen für Kriege zu begreifen und frühzeitig gegenzusteuern. In der Bibel heißt es: "Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem." Das erwarte ich von einem Kriegsdenkmal am Wegesrand, dass es die Ursachen bedenkt und den zum Helden macht, der im Frieden den einzigen Sinn sieht. In den Kirchen haben wir so ein Denkmal: das Kreuz Christi. Möge es uns nicht zu vertraut sein. Sonst übersehen wir noch den Denkanstoß Gottes, der in ihm steckt. Egal, wie plausibel Gewalt daherkommt, sie hat nicht das letzte Wort.

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