Die Hamburger Immobiliengruppe Garbe will das Einrichtungshaus Stilwerk am Fischmarkt und später auch das Hotel Treudelberg versilbern.

Hamburg. Alexander Garbe ist die Anspannung anzusehen. Der 36-Jährige, der die Garbe Group seit Ende 2009 gemeinsam mit seinem Bruder Christopher, 32, führt, erlebt seit dem Generationswechsel in dem Hamburger Familienunternehmen kaum einen Tag ohne böse Überraschungen. Die Finanzkrise hatte das Unternehmen, eine der größten Immobilienfirmen der Bundesrepublik, ins Schlingern gebracht. Seitdem strukturieren die Brüder die Firma um. Sie haben Dutzende Mitarbeiter entlassen, verhandeln mit Banken. Jetzt geht es an die Substanz, an die Immobilien.

Zunächst soll das Möbeleinkaufszentrum Stilwerk verkauft werden. Auch das Hotel Treudelberg steht mittelfristig auf der Liste der Beteiligungen, von denen sich Garbe trennen will. "Wir wollen mit dem Verkauf des Stilwerks Eigenmittel für neue Investitionen freisetzen und warten jetzt auf Angebote", sagte Alexander Garbe gestern zu den Absichten der Gruppe, die Immobilie im Hafen nach 16 Jahren abzugeben. Weder zu möglichen Interessenten noch zum Preis wollte sich Garbe gestern äußern.

Für die Kunden dürfte sich durch den Eigentümerwechsel aber vorerst nichts ändern. Die Anbieter hochwertiger Einrichtungen und Accessoires wie Poggenpohl, ligne roset oder punct.object sind durch Mietverträge, die im Schnitt fünf Jahre laufen, an den Standort gebunden. Und Garbe will auch weiterhin das Centermanagement für das Stilwerk führen. Der Vermietungsstand liege bei 84 Prozent, zudem gebe es einen interessanten Neuzugang, sagte Alexander Garbe. In der vierten Etage eröffnet Rolf Benz auf 600 Quadratmetern seinen Flagshipstore für Hamburg.

Außer in Hamburg betreibt Garbe Stilwerke auch in Berlin, Düsseldorf und Wien, die allerdings auf fremde Rechnung gebaut worden sind. Mit der Auslastung der Möbelzentren sind die Garbes zufrieden. Sie planen sogar den Aufbau weiterer Standorte, etwa in München und Frankfurt.

Auch das Hotel Treudelberg im Hamburger Norden, in dem Prominente wie Franz Beckenbauer oder Uwe Seeler bei Golf-Events abschlagen, war und ist von den Umwälzungen bei der Immobilienfirma betroffen. Die Brüder wollen einen Verkauf des Treudelberg in den nächsten Monaten nicht ausschließen. Zwar verlassen sie sich bei dem Konzept des Hotels auf die Erfahrung der Steigenberger-Gruppe, deren Franchisenehmer sie sind, betreiben das Haus mit 138 Mitarbeitern aber selber und auf eigene Rechnung. Vor einigen Wochen musste der langjährige Direktor Rolf Haug gehen, der das Hotel nach der Erweiterung um neue Zimmer und Konferenzräume nicht mehr auslasten konnte. Die neue Chefin Silke Christine Macke habe die Lage wieder im Griff, sagte Garbe, aber ein Hotel passe im Grunde nicht mehr ins Business der Gruppe. "Wir wollen uns auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren, also Wohnungsbau und Logistik."

Die Verschlankung des immer noch recht verschachtelten Firmengebildes ist unter anderem die Folge der Finanzkrise. Das Unternehmen hatte nach den Bankencrashs unter der Zurückhaltung der Kunden und der Geldgeber gelitten. 2009 schrieb die Holding einen Bilanzverlust von 19 Millionen Euro. Es soll der erste Verlust seit Gründung des Unternehmens 1965 durch Bernhard Garbe gewesen sein. Der Selfmademillionär hatte sich mit 70 in den Aufsichtsrat zurückgezogen. Die Söhne schickten Unternehmensberater durch die Flure, entließen 80 der 200 Mitarbeiter allein in der Zentrale in der HafenCity und machten im Management Tabula rasa.

Jetzt sieht Garbe junior, der die Restrukturierung bis zum Jahresende durchziehen will, aber Licht am Ende des Tunnels. Die Garbe-Logistikzentren profitierten vom Aufschwung in der Branche. Allein in Hamburg habe die Gruppe 450 Wohnungen in Planung, die fertigen Projekte am Othmarscher Kirchenweg und am Magdeburger Hafen seien praktisch zu 100 Prozent verkauft. Auch die Politik spielt den Brüdern in die Hände: Immerhin hat Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) angekündigt, pro Jahr 6000 neue Wohnungen für Hamburg zu schaffen.