Dagmar Hirche will mit ihrem Verein alte Menschen vor Isolation schützen. Für dieses ehrenamtliche Engagement wird sie jetzt ausgezeichnet.

Hamburg. Wenn Dagmar Hirche im Tierpark Hagenbeck vor dem Elefantengehege steht und die Tiere beobachtet, denkt sie daran, wie in einer Elefantenherde Jung und Alt miteinander leben, sich umeinander kümmern. "Das würde ich mir für unsere Gesellschaft auch wünschen." Leider, sagt sie, lebten bei uns viele alte Menschen isoliert. Um das ein wenig zu ändern, hat die Unternehmensberaterin vor vier Jahren gemeinsam mit Kollegen den Verein "Wege aus der Einsamkeit" gegründet.

Der Verein hat das Ziel, die Lebensumstände alter Menschen und ihren Stellenwert in der Gesellschaft zu verbessern. Für dieses ehrenamtliche Engagement verleiht die Frauenzeitschrift "Bild der Frau", die ebenso wie das Abendblatt im Verlag Axel Springer erscheint, Dagmar Hirche aus Hummelsbüttel und vier weiteren Frauen jetzt den Ehrenamtspreis "Die Goldene Bild der Frau". Am 31. März wird der Preis bei einer Gala in Berlin übergeben.

Sie hätte es sich etwas leichter machen und einen Verein gründen können, der sich für benachteiligte Kinder einsetzt oder für Hunde. Die sind meistens niedlich und ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. An Sponsoren heranzukommen, ist dann etwas einfacher. Aber Senioren? Um an Geld für alte Menschen zu kommen, muss die 54-Jährige hartnäckig bleiben. "Wir sind kein Verein im Stillen, sondern trommeln ganz gern." Dagmar Hirche nutzt Kontakte zu Firmen, die sie als Unternehmensberaterin der Firma Aulis Consult kennt. Der Sinn ihres Vereins? "Wir lindern die akute Not und das Leid alter Menschen und engagieren uns für ein lebenswertes Leben im Alter."

So hat der Verein bei Hagenbeck eine Patenschaft für die Elefantenkuh Marla übernommen, damit die alten Menschen im Tierpark "ihren" Elefanten besuchen können. Statt allein zu Hause Kreuzworträtsel zu lösen oder Fernsehen zu gucken, kommen die Senioren mal hinaus. Zurzeit sucht Dagmar Hirche wieder einen Sponsor, der die 3000 Euro für die Elefanten-Patenschaft übernimmt. "Der Tierpark ist für die alten Menschen ein sicherer Bereich. Sie können dort spazieren gehen und kommen auch mit anderen ins Gespräch", sagt Dagmar Hirche.

Der Verein organisiert außerdem Clownbesuche in Altenheimen und unterstützt andere Senioren-Initiativen finanziell. "Es gibt tolle Senioren-Vereine, aber es fehlt ein übergeordnetes Netzwerk, an das sich jeder wenden kann." Ihr nächstes großes Projekt ist das "Seniorentelefon Deutschland", eine bundesweite Anlaufstelle, bei der alte Menschen Rat und Hilfe bekommen. Auch dafür sucht Dagmar Hirche noch Sponsoren (Internetseite: www. wegeausdereinsamkeit.de).

"Wir werden alle älter. Gegen die Natur kann man nichts machen", sagt Dagmar Hirche. Sie selbst ist sehr aktiv, spielt Tennis, mag die österreichische Sängerin Kristina Stürmer, geht zu Konzerten lieber in kleine Klubs auf dem Kiez als in große Arenen und unternimmt mit ihrem Ehemann lange Radtouren, mal von Hamburg nach Passau, mal durch England oder von Hamburg nach Dresden. Die Frau, die von sich selbst sagt, sie gehöre zur "Generation Grau", ist Optimistin und lächelt eigentlich immer. "Bei mir ist das Glas immer halb voll und nicht halb leer."