... ist tot. Unbekannte fällten den Mammutbaum im Botanischen Sondergarten Wandsbek, den die Eltern für ihren Sohn Maxim Sequoia pflanzten.

Wandsbek. Es ist kein schöner Anblick. Der mit zehn Jahren noch sehr junge Küstenmammutbaum (Sequoia) liegt gefällt am Boden. Es war ihm nicht vergönnt, den Frühling zu erleben und sich sein grünes Nadelkleid aufzufrischen. Er konnte nicht zu seiner stolzen Größe heranwachsen, die in seinem Heimatort Kalifornien bis zu 110 Metern beträgt. Und er konnte nicht den eigentlichen Zweck seines Daseins im Botanischen Sondergarten Wandsbek erfüllen: nämlich dem kleinen Maxim Sequoia Tonn, 14 Monate alt, ein Namenspate zu sein. Seine Eltern hatten den Baum gerade erst gepflanzt - am 21. März, zum Frühlingsanfang, nur wenige Stunden, bevor der unbekannte Baumfrevler zur Säge griff.

Sequoia sempervirens ist die lateinische Bezeichnung für den kalifornischen Nadelbaum. "Er wurde nach dem berühmten Indianer Sequoyah benannt, der Anfang des 19. Jahrhunderts die Cherokee-Schrift erfand, die noch heute verwendet wird", weiß Jana Tonn, die Mutter von Maxim. Als Dendrologin, also Baumwissenschaftlerin, hat die Gartenbauingenieurin eine ebenso enge Beziehung zu Bäumen wie ihr Mann Olaf, der Gärtnermeister ist.

Den Patenbaum für ihren Sohn (Wert: 500 bis 800 Euro), besorgten sie bei einer Baumschule in der Nähe von Oldenburg. Kein leichtes Unterfangen - war der junge Mammut doch immerhin schon fünf Meter lang.

Weil er zu groß für den eigenen Garten in Meiendorf war, sollte er im Botanischen Sondergarten stehen, wo Jana Tonn manchmal Vorträge hält, ein idyllisches, zwei Hektar großes Parkgrundstück entlang der Wandse. Mit einem Kollegen hob Olaf Tonn ein metertiefes Loch aus, in das der Baum gesetzt wurde. Beim Einbuddeln half Maxim kräftig mit. Zum Abschied winkte er dem Baum zu. In der Nacht darauf, zwischen 18 Uhr und 9 Uhr, muss der Baum gefällt worden sein. "Der Täter hat eine Handsäge benutzt", sagt Jana Tonn. Sie ist fassungslos. Bei 20 Zentimeter Stammdurchmesser sei das Fällen nicht leicht gewesen. "Da hat jemand viel Energie hineingesteckt." Zumal sich der oder die Täter in dieser Nacht zwei weitere Bäume vornahmen: eine Weide und einen Haselbaum - beide ebenfalls etwa fünf Meter groß.

Parkleiter Masch ärgert sich über alle drei Taten. Besonders erschüttert hat ihn das Kappen der Weide. "Die habe ich vor zwei Jahren am Girls' Day mit meiner Tochter Lucie gepflanzt", sagt er. Skurril: Immer wieder, etwa ein Dutzend Mal, hatten Unbekannte den Baum samt Wurzelballen seitdem umgekippt. Und immer wieder hatte Masch ihn gemeinsam mit seinen Mitarbeitern oder seiner 13-jährigen Tochter aufgerichtet und an einem Stützpfahl festgebunden.

Schließlich wurde es Masch zu bunt: Er vertäute die Weide an vier Stützpfählen und umwickelte diese mit Maschendraht. Jetzt stand der Baum in einem zwei Meter hohen "Käfig". Auch das rettete ihn nicht. Der Täter sägte ihn jetzt einfach oberhalb des Zauns ab.

"Wer tut so etwas?", fragen sich viele Wandsbeker. "Die Bäume haben niemanden behindert", sagt Helge Masch. Vielleicht denke ein selbst ernannter "Naturschützer" fälschlicherweise, dass er durch das Fällen junger Bäume das von älteren verhindern könne. Die Polizei hat die Ermittlungen übernommen und sucht Zeugen, die in der Nacht vom 21. auf den 22. März im Park etwas Verdächtiges beobachtet haben.

Baumfrevel kommt in Hamburg vereinzelt und meistens am Elbhang vor: 2010 wurden dort zwei, 2008 zehn Bäume illegal gefällt.