Sie weisen uns Wege in die Zukunft. Womit sie im Bundesfinale gewinnen wollen, präsentieren Siri Moewes und Marcelo Hernandez.

Elf Hamburger Schüler wurden am Freitag für ihre "Jugend forscht"-Projekte ausgezeichnet. Mit folgenden Projekten wollen sie im Bundesfinale gewinnen:

Klimaschutz

1. Der viel diskutierte Kraftstoff E10 gab Jonas Dann, 18, vom Gymnasium Bondenwald und Till Pertzborn, 17, vom Gymnasium Ohmoor den Anstoß für ihre Projektarbeit. Ethanol ist zwar ein regenerativer Energieträger, muss aber destilliert werden, um als Kraftstoff eingesetzt werden zu können.

Dieser energieintensive Vorgang ist durch den Einsatz fossiler Energieträger klimaschädlich. Den naturwissenschaftlich interessierten Gymnasiasten ist es gelungen, ein Verfahren zu entwickeln, das Solarthermie nutzt. Durch die Wärme und das Licht der Sonne kann Ethanol klimaneutral und kostengünstig destilliert werden. Im Unterricht hatten die beiden bereits Fachwissen erworben, das ihnen bei ihrem Projekt geholfen hat.

Trotzdem war zunächst ein halbes Jahr intensiver theoretischer Arbeit notwendig, bevor es an die praktische Umsetzung gehen konnte. Die intensive Arbeit neben dem Abitur hat sich gelohnt. Für ihre Entwicklung wurden die Schüler mit dem Sonderpreis des Hamburger Bildungssenators Ties Rabe (SPD) ausgezeichnet.

Flugzeugbau

2. Nach anderthalb Jahren Tüftelei und umfangreichen Tests im Windkanal in Bremen ist es Lasse Schuirmann, 16, und André Koloschin,17, gelungen, ein Modellflugzeug zu entwickeln, das autonom starten, fliegen und landen kann. Die Jury wählte dieses Ergebnis zum besten interdisziplinären Projekt. Das Flugzeug wurde mit einer Recheneinheit, einem Gyrometer (Drehzahlmesser) und einem GPS-Sensor ausgerüstet. Damit lassen sich die Lage im Raum, die Position, die Höhe sowie die Geschwindigkeit bestimmen. Das Flugzeug gleicht Störungen im Gleichgewicht selbstständig aus. Im militärischen Bereich gibt es zwar bereits ähnliche Technologien, aber "unser Ziel ist ein günstiger Preis für alle", sagt Lasse Schuirmann. Er und André Koloschin wollen ihr Flugzeug weiterentwickeln und hoffen auf das Interesse privater Nutzer und Möglichkeiten zur Vermarktung. André Koloschin studiert bereits im zweiten Semester Maschinenbau. Lasse Schuirmann besucht das Albert-Schweitzer-Gymnasium und möchte Informatik studieren.

Hydrobiologie

3. Eigentlich war es eine Seminararbeit für die Schule. Gut, dass ihr Lehrer vom Gymnasium Hochrad den Nachwuchswissenschaftlern Mathias Dehn, 17, und Jasper Fine, 18, vorgeschlagen hat, das Projekt für "Jugend forscht" anzumelden. Die Untersuchung über Auswirkungen von Ammonium auf das Ökosystem der Tide-Elbe überzeugte die Jury in der Kategorie Biologie. Die Schüler konnten zeigen, dass die Nordsee eine reinigende Wirkung auf das Flusswasser hat. Im Hafenbereich ist die Konzentration von Ammonium (einer Stickstoffverbindung) besonders hoch, während sie in Richtung Cuxhaven deutlich abnimmt. Beunruhigend ist sie im Wedeler Yachthafen. "Das sollte weiter beobachtet werden", sagt Mathias, denn Ammonium verstärkt das Algenwachstum, und das kann langfristig den Sauerstoffgehalt des Wassers stark reduzieren. Im schlimmsten Fall sind "Sauerstofflöcher" die Folge. Dann droht ein Fischsterben. Für ihre Zukunft streben die beiden ein naturwissenschaftliches Studium an, denn "das ist interessant, da passiert was".

Geologie

4. "Das Projekt war fast ein Hobby für uns." Miriam Otto, 18, und Katrin Meyer, 17, sprühen vor Begeisterung für ihre Forschungsarbeit über die Düneninsel Scharhörn. Sie wurden zwar von der Stadtteilschule Walddörfer unterstützt und sogar einige Male von der Schule freigestellt, trotzdem haben sie auch einen großen Teil ihrer Freizeit mit dem Projekt verbracht. Hat die Düneninsel in der Elbmündung angesichts des steigenden Meeresspiegels, Sturmfluten und Wind überhaupt eine Zukunft? Ja, stellten die Schülerinnen zu ihrer eigenen Überraschung fest. Scharhörn hat sich zwar im Laufe der Zeit nach Südosten verlagert, ist aber trotz fehlender Schutzmaßnahmen von 1935 bis heute sogar von sieben auf 35 Hektar angewachsen. Die Gymnasiastinnen sind zum ersten Mal bei "Jugend forscht" dabei, würden aber gerne wieder mitmachen. Ein nächstes Projekt könnte beispielsweise die Vogelwelt der bislang kaum erforschten Insel Scharhörn sein. Die Schülerinnen wurden in der Rubrik Geo- und Raumwissenschaften ausgezeichnet.

Kommunikationstechnik

5. Beim Telefonieren einen kühlen Kopf behalten? Lars Rokita, 16, vom Gymnasium Grootmoor wollte wissen, ob sich die Temperatur am Kopf durch drahtlose Telefone verändert. In seinem Versuch verglich er die Wärme am Ohr bei ein- und ausgeschalteten Telefonen. Die Auswirkungen der Induktionswärme untersuchte er mithilfe eines Modells. "Ich wollte ja kein Ohr aufschneiden", sagt der junge Forscher. Technische Unterstützung bekam Lars Rokita von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Bergedorf. Mithilfe ihrer technischer Möglichkeiten konnte er ein Modell konzipieren, das über Eigenschaften verfügt, die dem menschlichen Ohr ziemlich nah kommen. Das Fazit seiner Untersuchung: Temperaturerhöhungen entstehen zwar während des Telefonierens, sie sind aber "thermisch unbedenklich". Mit seiner Arbeit führt der Gymnasiast sein "Jugend forscht"-Projekt "Neuer UMTS Sendemast in Schulnähe" aus dem vergangenen Jahr fort. Er strebt ein Studium mit Schwerpunkt Ingenieurwissenschaften an.

Strömungstechnik

6. Schon zum zweiten Mal sind Julian Bresler, 16, und Johann Schmidt, 14, vom Gymnasium Allee in Altona bei "Jugend forscht" dabei. Im vergangenen Jahr haben sie noch an unterschiedlichen Projekten gearbeitet. Die gemeinsame Arbeit in diesem Jahr hat sich ausgezahlt: Das Projekt der beiden Schüler wurde mit dem Airbus-Sonderpreis ausgezeichnet. Ausgangspunkt ihrer Forschung war die Frage, woran man beim Bau eines Schiffsrumpfes erkennen kann, ob man eine gute Form entwickelt hat. Dazu konstruierten die Schüler einen

Nebelwindkanal, mit dem sich am Computer Strömungsbilder von verschiedenen Objekten wie Zylindern, Kugeln, Halbkugeln und Automodellen abbilden lassen. Vorbild war ein Modell der Ruhr-Universität in Bochum, das bereits in Schülerlaboren eingesetzt wird, um aerodynamische Effekte an Flugzeugflügeln zu zeigen und zu untersuchen. Wichtig war den beiden ein möglichst kostengünstig und einfach gebauter Windkanal. Ob sie später einen technischen Beruf ergreifen wollen, wissen sie aber noch nicht.