Bezirk will den knapp 100 Jahre alten Schumacher-Bau im Stadtpark wieder beleben und sucht einen Gastronomen

Winterhude. Es ist ein architektonisches Juwel von Fritz Schumacher aus einer Zeit, als man noch bei "Trinkkuren" in Hamburg "Gesundheitswässer" konsumierte, um dann "die vorgeschriebenen Spaziergänge angenehm auszuführen". So weit die damalige Beschreibung der Trinkhalle im Stadtpark, die vor 95 Jahren - 1916 - erbaut wurde.

Jetzt will der Bezirk Nord den jüngst noch als Altentagesstätte genutzten Backsteinbau neu beleben. Der Bezirk sucht einen Wirt, der dort ein Café oder auch eine Nachtbar ganzjährig betreibt. "Wir werden einen Pächter finanziell unterstützen, denn wir erwarten auch Investitionen", sagt Heino Fölser, Verwaltungschef im Fachamt Management des öffentlichen Raumes.

Die Pläne des Bezirks sind durchaus als engagiert zu bezeichnen: Denn das ursprüngliche architektonische Konzept von Fritz Schumacher soll ebenfalls wieder belebt werden.

"Wir wollen mit Umbauten erreichen, dass der alte Eindruck entsteht, und legen in Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz großen Wert zum Beispiel auf den Einbau von Sprossenfenstern" sagt Heino Fölser.

Hamburgs Denkmalschützer sind begeistert. "Die Trinkhalle bildet ebenso wie die anderen Stadtparkgebäude mit ihrem Mittelbau und zwei kurzen Seitenflügeln den baulichen Schwerpunkt einer lang gestreckten, symmetrisch geformten Gartenanlage", sagt Frank-Pieter Hesse, Chef des Denkmalamts. Die Trinkhalle sei ein unverzichtbarer Teil des geschichtlich und künstlerisch bedeutsamen Gartendenkmals Stadtpark, der 1914 als Hamburgs erster großer Volkspark entstanden sei. "Damals galt das Projekt als vorbildhaft für die Parkgestaltung in ganz Deutschland", so Hesse. Die Stadtparkplaner Fritz Schumacher, Friedrich Sperber und Otto Linne hätten bei ihrem gartenarchitektonischen Konzept eine Nutzung durch alle Bevölkerungsschichten vorgesehen.

Hesse: "Wichtig waren ihnen dabei auch die Kunstwerke im öffentlichen (Park-)Raum. Die vielen Skulpturen wurden von Privatpersonen finanziert und zumeist von bekannten Künstlern jener Zeit gestaltet."

Die Trinkhalle hat in den vergangenen Jahren allerdings gelitten: Der zentrale Eingang hinter den Säulen wurde zugemauert. Alte Sprossenfenster wurden durch einfache Plastikfenster ersetzt. Die größte Sünde: An der Front hat man drei große Fenster ins Mauerwerk gesetzt - das alte Schumacher-Gebäude sieht damit so aus, als würde es schielen.

Doch die Umbaukosten sollen nicht hoch sein. "Wir rechnen mit 50 000 Euro und wollen davon bis zu 50 Prozent zuzahlen", sagt Heino Fölser, der einen langfristigen Pachtvertrag anpeilt, denn der Investitionszuschuss wird über zehn Jahre lang als Mietminderung verrechnet.

Wichtig für den Bezirk und die Denkmalschützer ist dabei auch die Rekonstruktion des ursprünglichen Eingangs im kreisrunden Mittelbau mit einer Tür, die laut Fritz Schumacher "dunkelschwarz-blau gehalten" ist. Welcher Stolz der Erbauer dem Gebäude anhaftet, zeigt das Stadtwappen, das über den Säulen prangt. Die alte Trinkhalle steht übrigens trotz ihrer Bedeutung nicht unter Denkmalschutz, wird aber von der Behörde "intensiv betreut".

Dem zukünftigen Wirt steht dann ein wunderschöner Innenraum mit 75 Quadratmetern zur Verfügung. Weiterhin kann er die zur Trinkhalle gehörende Gartenfläche für die Außengastronomie nutzen. Spätestens im Sommer soll die Trinkhalle neu eröffnen. Der Bezirk dringt sogar auf die schnelle Umsetzung seiner Idee. "Wir werden es einem Betreiber ermöglichen, auch schon vor dem Ende aller Umbauarbeiten zu öffnen", so Heino Fölser.