Ein Nachtreten von Rainer Grünberg

Oh, du himmlische Welt der Niedertracht. Sind das nicht herrliche Zeiten in der Bundesliga, wenn Trainer den Verein wechseln, zu ihren alten Arbeitgebern zurückkehren und über ihre Vorgänger Kübel voll Dreck ausschütten. Wer fährt da noch auf wohlfeile Fairness-Kampagnen des Deutschen Fußball-Bundes ab, wenn anderswo Tacheles geredet wird. Also sprachen Ralf Rangnick auf Schalke und Felix Magath in Wolfsburg darüber, was alles schrecklich falsch gelaufen ist in jener Zwischenzeit, als sie jahrelang von Ferne das Leid ansehen mussten, das ihrem neuen alten Verein in ihrer selbstgewählten Abwesenheit angetan wurde.

Zum Glück hatte Rangnick die Güte, seine Auszeit nach der Trennung in Hoffenheim nicht, wie im Winter angekündigt, bis in den Sommer auszudehnen, sondern rechtzeitig zum Viertelfinale in der Champions League und zum Pokalfinale in Gelsenkirchen anzuheuern. Titel fehlen ihm in seiner Sammlung. Warum er nicht das Gesäß in der Hose hatte, sich schon am Sonntag beim Tabellenzweiten Leverkusen auf die raue Schalker Bank zu setzen, ist schnell erklärt. Er wollte sein Sky-Abonnement ein vorerst letztes Mal nutzen. Schwaben sind so.

Magath ist anders. Er machte den Wölfen immerhin bereits in Stuttgart Beine. Dass die Puste seiner Mannen nicht bis in die 94. Minute reichte, dürfte ihn kaum überrascht haben, wollten doch Steve McClaren und Pierre Littbarski den Wolfsburgern das Fußballspielen beibringen und nicht das Laufen. Und da ist es doch Magaths gutes Recht, genau das anzuprangern. Die Wahrheit muss schließlich mal gesagt werden.