Die neue Kita Schilleroper auf St. Pauli bietet unter anderem auch die begehrten Fünf-Stunden-Plätze an. Insgesamt gibt es 68 Plätze.

St. Pauli. Die große blaue Wasserwanne ist der Hit bei den Kindern. In dem Experimentierbecken probieren sie vieles aus: Welche Dinge schwimmen, welche gehen unter? "Wichtig ist, dass die Erzieherinnen die richtigen Fragen stellen, nicht, dass sie die Antworten geben", sagt Krimhild Strenger, Leiterin der Kita Schilleroper.

Shirin, 5, und Jana Lena, 4, lassen immer wieder Wasser in einen kleinen Bottich und füllen damit das große Becken. Die Erzieherin Sive Rode wischt ganz stoisch die Pfützen vom Boden. "Uns ist wichtig, dass die Kinder viel individuell ausprobieren", sagt Strenger.

Die Kita Schilleroper bietet seit 1. November 2010 Krippenplätze und Plätze für die Drei- bis Sechsjährigen, darunter 15 der begehrten Fünf-Stunden-Plätze, auf die alle Kinder nach ihrem dritten Geburtstag einen Rechtsanspruch haben. Nach diesen Angeboten suchen die Eltern oft verzweifelt. "Viele Kinder hier brauchen den Platz dringend", sagt Krimhild Strenger. Denn viele, die ausländische Wurzeln haben, sprechen noch nicht Deutsch, wenn sie in den Kindergarten kommen. "Wenn wir diesen Kreislauf durchbrechen wollen, müssen wir früh ansetzen. Wir hatten hier Kinder, die, als sie zu uns kamen, noch kein Wort Deutsch konnten. Es ist erstaunlich, wie schnell sie es lernen", sagt die Kita-Leiterin.

Träger der Kita ist der Verein sme, der stadtteilbezogene milieunahe Erziehungshilfen (daher die Kurzform sme) anbietet. St. Pauli benötige im Moment einerseits Krippenplätze für die Akademiker-Familien, bei denen beide arbeiten, aber "es gibt auch die Eltern, die nicht arbeiten und nur den Anspruch auf einen Fünf-Stunden-Platz haben", so Strenger.

"Es ist bekannt, dass es gerade in schwierigen Stadtteilen einen Mangel an solchen Plätzen gibt", sagt auch die SPD-Kita-Expertin Carola Veit. "Teilweise holen sich die Eltern gar keine Gutscheine mehr, weil es so schwer ist, einen Platz zu kriegen." Ein Sprecher der Sozialbehörde sagt: "Das mag in einzelnen Stadtteilen so sein, Zahlen dazu haben wir nicht." Für das Jahr 2011 rechnet die Behörde mit einem Bedarf an 15 300 Fünf-Stunden-Plätzen.

68 Plätze kann die Kita Schilleroper vergeben, davon nicht mehr als 15 Fünf-Stunden-Plätze. Denn je mehr Kinder einen Gutschein mit geringer Stundenanzahl haben, desto unwirtschaftlicher ist es für den Kindergarten. "Kita-Träger in Hamburg unterliegen systembedingt engen betriebs- und personalwirtschaftlichen Notwendigkeiten", sagt Martin Peters, Referent für Kindertagesbetreuung beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Hamburg. "Um den Ausbau fehlender Fünf-Stunden-Plätze anzuregen, sollten diese Gutscheine - im Vergleich zu Sechs-, Acht- oder Zehn-Stunden-Plätzen - attraktiver ausgestattet werden", fordert Peters. "Das würde den Ausbau zusätzlicher Fünf-Stunden-Plätze umgehend fördern."