Frühjahrsmüde? Nein, das bin ich nicht. Am Wochenende stehe ich früh auf. Ich habe eine Mission: Fensterputzen. Aber nicht ohne die richtige Musik. Die findet sich auf einer CD, die irgendwann mal einer Zeitschrift beilag. Im nächsten Moment ertönt Bob Marley aus den Boxen. "Sun Is Shining" singt er, während ich die Balkontüren öffne und beginne, das Leder in den Wassereimer zu tauchen. Die frische Luft tut nach der langen Zeit in heizungserwärmten Räumen richtig gut. Schon bald kann ich abschalten. Wer es bislang noch nicht wusste: Putzen hat auch eine meditative Funktion. Rhythmisch im Takt zu Mungo Jerrys Ohrwurm "In The Summertime" gleitet das Putztuch rauf und runter. Das trainiert die Armmuskeln - ein perfektes Workout, schließlich steht die T-Shirt-Saison an.

Spätestens bei "Summer Dreaming" von Kate Yanai habe ich richtig gute Laune und das ganz ohne Bacardi, für den das Lied ursprünglich als Werbejingle komponiert wurde. Man fühlt sich plötzlich wieder so lebendig, hat Lust aufzuräumen und herauszugehen. Das tue ich nach dem Putzen. Der Weg führt nicht weit entfernt zum Wochenmarkt am Goldbekplatz. Zur Belohnung für die Putzattacke gibt es einen Strauß rosa Tulpen, die bringen noch mehr Frühlingsflair in die Wohnung. Schräg gegenüber am Moorfuhrtweg 9 kehre ich im Bootsmann ein, sitze (hoffentlich) im Strandkorb, trinke einen Eistee und genieße den Blick auf den Kanal.