Eine Prügelei zwischen zwei elfjährigen Jungen. Die Eltern des vermeintlichen "Täters" und des Opfers treffen sich, um ein Schlichtungsgespräch unter Erwachsenen zu führen. Eine friedliche Einigung, ja sogar Vergebung könne es geben, so signalisieren die Eltern des Opfers. Unter einer Voraussetzung allerdings: Es müsse ein Schuldeingeständnis des Täters geben. Doch es entsteht keine Einigung.
Stattdessen eskaliert die Situation während des Treffens immer weiter. Alle Masken der bürgerlichen Wohlanständigkeit fallen. So endet auch das Schlichtungsgespräch in einer Prügelei. Einzig einer der Väter fühlt sich am Ende bestätigt. Er habe immer schon an den "Gott des Gemetzels" geglaubt.
Alles nur ein Theaterspiel! Die französische Autorin Yasmina Reza hat es geschrieben. Ein Stück wie gemacht für die Passionszeit. Steht nicht am Ende immer die Gewalt, das Gemetzel? Sind nicht alle Bemühungen, diese Welt auf friedliche Weise, im Gespräch, mit Worten zu verändern zum Scheitern verurteilt? Passionszeit, Leidenszeit, nennen Christen die Wochen vor Ostern. Zur Erinnerung an das Leiden Jesu und an sein Scheitern. Es scheint offensichtlich, dass all sein Reden von Gottes Zuneigung und sein liebendes Handeln an ausgegrenzten Menschen letztlich folgenlos waren. Stattdessen wird er nun selbst Opfer der Gewalt: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen" - so überliefern zwei Evangelien Jesu letzte Worte. Eine Anklage an den "Gott des Gemetzels".
Zugleich aber auch eine Aufforderung: Leid gehört vor Gott. Der Versuch, - wie im Schauspiel - selbst über Schuld und Unschuld zu urteilen, scheitert. Die Eltern überbieten ihre Kinder. Wo Versöhnung angestrebt wurde, steht am Ende unversöhnlicher Hass.
Die Geschichte Jesu geht anders aus. Nach der Klage - nach der Passion - kommt das Osterfest. Das Fest der Auferstehung Jesu wird zum Fest des versöhnten Lebens. Nach menschlichem Scheitern wird am Ostertag klar, dass Gott eben nicht ein "Gott des Gemetzels", sondern ein Gott des Lebens ist.