Eine Glosse von Sven Stillich

Ich war im Kino, genauer: im Passage-Kino. Noch genauer: im größten Coup, den das Wuppertaler Stadtmarketing gelandet hat, seit 1950 der Zirkuselefant Tuffi aus der Schwebebahn gesprungen ist. Ich war im Film "Pina" über Pina Bausch, der verstorbenen Choreografin des Tanztheaters Wuppertal. 11 Euro 50 habe ich bezahlt inklusive WW- und 3-D-Zuschlag; Wim Wenders dreidimensional, das kostet. Der Film begann um 17.45 Uhr, mitten in der Woche. Und der Kinosaal war fast voll. Allein das hat mich bereits sehr erstaunt.

Noch größer wurde mein Staunen 100 Minuten (plus Werbung) später: Als ich den Saal nach dem Abspann verlassen wollte, war das fast nicht möglich. Der gesamte Vorraum des Passage-Kinos war brechend voll mit Menschen. Junge, mitteljunge und nicht mehr ganz junge Augenpaare starrten mich an, sagten "Mach schon, schneller" und "Wie lange brauchen die denn, bis die aus dem Saal raus sind". Es war, als hätten sich alle Frauen und Männer, die gerade noch in der Innenstadt einkaufen waren, im Kino an der Mönckebergstraße verabredet.

Und nun frage ich mich, warum: Weil in schlechten Zeiten gerne geflüchtet wird in Tanz, zu stotternden Königen? Weil gerade so viele gute Filme laufen? Ich hatte leider keine Gelegenheit, das vor Ort zu fragen - schließlich wollte ich schnell raus und andere schnell rein. Aber ich weiß, warum ich wieder dahin gehen werde. Der Grund ist profan: Beinfreiheit.