Liebe Hamburgerinnen,

liebe Hamburger!

Das Thema Integration ist mir ein wichtiges Anliegen. Klar, weil ich selbst Ausländer bin. Einer, der aus seiner Heimat weiß, wie ein gutes Miteinander über alle Kulturen hinweg funktioniert.

Denn in Jordanien gilt der Grundsatz: Was zählt, das ist der Mensch. Nicht seine Religion, seine Hautfarbe oder seine Weltsicht. In Jordanien zählt nur der Charakter - egal, ob die Leute zum Beispiel Christen sind oder Kommunisten oder beides. Dieses Denken ist in Deutschland meiner Meinung nach weniger weit verbreitet - und zwar in Bezug auf die Deutschen genauso wie auf die hier lebenden Ausländer. Auch in Hamburg besteht dahin gehend wohl noch Nachholbedarf. So wäre es doch beispielsweise schön, wenn alle Beteiligten in Wilhelmsburg nicht nur "Türken-Town" sähen. Wenn sie stattdessen die Menschen sähen, die dort leben. Menschen, die so verschieden sind, wie das Leben bunt ist. Bunt ist ein schönes Stichwort: Ich mag es, wenn's facettenreich ist. Und das ist Hamburg - besonders in Bezug auf das Alltagsflair. Berlin wäre mir zu sehr ein Moloch, Schleswig zu klein - aber Hamburg finde ich, was seine gefühlte Größe angeht, toll: Hamburg bietet Weltstadtkulisse und Dorfcharme in einem, das macht es so lebenswert.

Das Einzige, was ich an Hamburg zu bekritteln habe, das sind die hohen Preise. Die sind allen Ärger wert - aber für mich auch nichts Neues. Denn in Jordanien ist alles noch viel teurer. Dagegen regt sich im Volk nun übrigens Widerstand. Ich hoffe, dass dieser bald zu einer Demokratisierung meiner Heimat führen wird. Aber ich glaube nicht, dass aus Jordanien demnächst Bilder wie jetzt aus Libyen kommen werden. Denn im Vergleich ist das Königreich einfach heute schon richtig fortschrittlich - etwa bei der Integration.

Fathi Abu Toboul, 41, ist Werbekaufmann und lebt in Altona. Aufgezeichnet von Christopher Beschnitt