Ein Kommentar von Iris Hellmuth

Sie sind über sich hinausgewachsen, und wahrscheinlich haben sie es nicht einmal bemerkt. Weil es derzeit so viel zu sehen gibt, zu beschreiben und zu verarbeiten, dass für Momente des Innehaltens kaum Zeit sein dürfte. Wir, die wir ihnen seit Tagen aus der Sicherheit der heimischen Redaktionsräume zuschauen, können den Kolleginnen und Kollegen in Japan nur Respekt zollen - für ihre Ruhe, ihren Mut, ihre Sensibilität.

Selten haben Journalisten unter ähnlichen Umständen gearbeitet, wie sie gerade in Japan herrschen. Die Ersten verlassen nun die Hauptstadt, man selbst hätte es wahrscheinlich viel früher getan. Andere wiederum haben beschlossen zu bleiben - Robert Hetkämper zum Beispiel, Leiter des ARD-Studios Singapur. Auch das verlangt den größten Respekt.

Beispiele für schlechten Journalismus gibt es ja immer viele, doch in diesen Tagen fallen vor allem die anderen ins Auge - manchmal an überraschenden Orten. Als N-TV am Sonnabend Aufnahmen von Explosionen im Atomkraftwerk Fukushima sendete, da war die erste Frage der Moderatorin an die zugeschaltete Expertin: "Was könnten diese Bilder im besten Fall bedeuten?" In der ARD erklärte Ranga Yogeshwar kurz darauf, was sich im Innern des Reaktors gerade abspielte, mithilfe eines offenbar schnell hinter den Kulissen zusammengesuchten Erklärsets: ein Wasserglas, ein Weinkühler, ein Textmarker. Guter Journalimus kann manchmal so einfach sein.