Auf dem Sterbebett verriet ein Einbrecher, wo er eine 1990 gestohlene Holzschnitzerei versteckt hatte

Hamburg. Jahrelang war er in Häuser und Wohnungen eingestiegen, er war ein Einbrecher, ein Dieb, ein Betrüger. Und manchmal wurde er auch gewalttätig. Kurt F. war alles andere als ein rechtschaffener Mensch.

Doch auf dem Sterbebett erleichterte der 61-jährige Berufseinbrecher sein offenbar schlechtes Gewissen. Er sei vor 20 Jahren in eine Kirche eingebrochen und habe eine Holzschnitzerei gestohlen, vertraute der Patient einer Bramfelder Pflegeeinrichtung einem Betreuer an. Der Betreuer informierte darauf die Polizei. Und tatsächlich: Die Beamten fanden in der Hamburger Wohnung des Verstorbenen, versteckt hinter einem Schrank, das wertvolle Wappenschild aus Holz. Kurt F. hatte es 1990 aus der St.-Andreas-Kirche in Bad Lauterberg (Harz) gestohlen.

An Kurt F. hatte sich die Justiz vergeblich abgearbeitet, Strafen kassierte der Serientäter wie andere Leute Knöllchen. Sein letzter Betrugsversuch liegt gerade mal ein Jahr zurück. Polizisten, die ihn kannten, verblüffte die späte Reue im Angesicht des Todes. "Vielleicht hatte er Angst, nicht in den Himmel zu kommen, wenn er diesen Diebstahl nicht gesteht", sagte Polizeisprecherin Ulrike Sweden.

Vielleicht ist die Himmelspforte nun wieder ein Spalt weit offen, das zumindest glaubt Alexandra Ziemer, Pastorin der St.-Andreas-Kirche in Bad Lauterberg. Ihre Gemeinde hatte längst die Hoffnung aufgegeben, das kostbare Wappenschild je wiederzusehen. Die mit Blattgold verzierte Tafel war 1660 zu Ehren von Jacob Mecken, fürstlicher Amtsmann zum Scharzfels, angefertigt worden und hing neben dem Altar - bis Kurt F. vor 20 Jahren zuschlug.

Nun will die Hamburger Polizei das Kunstwerk wieder zurückgeben. "Ich freue mich riesig, dass die Schnitzerei aufgetaucht ist", sagte Pastorin Ziemer dem Abendblatt. Kunstsachverständige sollen zunächst prüfen, in welchem Zustand sich das Werk befindet. "Dann finden wir schon wieder einen Platz in unserer Kirche", sagte Ziemer.