Eine Glosse von Birgit Reuther

Der Hamburger Autor Rocko Schamoni, der mit bürgerlichem Namen Tobias Albrecht heißt, liebt das Spiel mit Identitäten. Der Held seines Romans "Tag der geschlossenen Tür" hat oft fiktive Namen im Kopf, wenn er morgens aufwacht (wir berichteten). Seine fantastische kleine Welt bevölkern Figuren wie Dr. Baby Rabotnik Sazauer, Opa Palumba und Michaela Lackstrotz. Wo gibt's denn so was, dachte ich während der Lektüre.

Monate später ereilte mich nun das gleiche Schicksal. Im Halbschlaf setzte sich ein Name tief in meinem Innern fest: Kittygott Hüttenvogel. Und kaum war diese Unbekannte in mein Leben getreten, stellte ich mir dieselben Fragen, die Schamoni in seinem Buch aufwirft: "Wer ist dieser Mensch? Warum wurde mir dieser Name eingegeben? Sollte ich nachforschen?" Ich tat es. Und googelte. Kittygott Hüttenvogel existiert nicht. Zumindest nicht im Netz. Es ist zwar ein schönes Gefühl, etwas zu schaffen, das in digitalen Weiten nicht erfasst ist. Aber nun habe ich ein Problem: Ich habe ein Pseudonym zu vergeben.

Vielleicht mag sich eine exzentrische Pianistin des Titels bedienen? Oder eine Einsiedlerin auf der Alm? Auch eine Karriere bis hoch zur Kanzlerin wäre denkbar. Schließlich möchte sich Angela Merkel doch bestimmt auch mal von ihrer Erstidentität erholen. Ansonsten bliebe der Name Kittygott Hüttenvogel leider das, was Schamoni auch in seiner Geschichte schildert: "Ein Geschenk ohne Nutzen".