In Hamburg ist das erste Storchenpaar des Jahres wieder vereint

Hamburg. Rolf steht mittlerweile wieder gelassen auf seinem Horst, guckt in die Landschaft und putzt sich. Gespielte Gelassenheit? Vielleicht. Zwei Wochen ließ ihn seine Partnerin schließlich warten. Jetzt ist alles wieder in Ordnung und das erste Storchenpaar Hamburgs endlich komplett.

"Die Männer kommen immer zuerst, richten den Horst her - die Damen setzen sich erst zwei Wochen später ins gemachte Nest", erzählt Storchenexperte Jürgen Pelch vom Naturschutzbund (Nabu) süffisant. Rolf ist in der Storchenszene kein Unbekannter: Zum zweiten Mal ist er auf dem Bauernhof der Familie Grundmann gelandet, fünf Jahre alt und im Weser-Ems-Gebiet geboren. Über sie, die Frau an seiner Seite, ist nichts bekannt. Das Paar gehört zu einer stetig wachsenden Population im Großraum Hamburg. Der Naturschutzbund erwartet in diesem Jahr mindestens 19 Paare aus ihren Winterquartieren in Spanien und Afrika zurück - und vor allem viele Jungstörche. Die Latte liegt hoch, in 2010 konnte der Nabu mit 41 Jungtieren einen Aufzuchtsrekord vermelden - das war so viel Nachwuchs wie seit 50 Jahren nicht mehr.

Trotz der Euphorie sieht Storchenkenner Jürgen Pelch in Zukunft auch zahlreiche Probleme auf die Tiere zukommen. "Jedes Jahr gehen auf dem Territorium Hamburgs 300 Hektar freie Flächen durch Bebauung verloren. Das kann so dauerhaft nicht weitergehen, wenn wir die errungenen Erfolge nicht wieder gefährden wollen", sagt Experte Pelch.

Anders als bei der Wohnungssuche der Menschen in Hamburg gibt es auf dem Horst-Markt reichlich Auswahl für potenzielle Brutpaare. Auf 19 Paare kommen rund 50 Horste. "Wir haben also viel Platz", freut sich Pelch.

Im Internet ist das Treiben von Rolf und seiner Geliebten übrigens live zu beobachten, eine Kamera überträgt 24 Stunden täglich: www.nabu-hamburg.de/storchenwebcam.