Das Hamburger Unternehmen Velox will die Marke von 100 Millionen Euro beim Umsatz in diesem Jahr knacken und sucht Personal.

Hamburg. Die Situation im neuen Büro an der Hamburger Trostbrücke wirkte etwas trostlos. Damals, vor 17 Jahren, saßen die beiden Jungunternehmer Bernard Goursaud und Max Schlenzig in ihren frisch angemieteten 100 Quadratmetern im Souterrain tatendurstig an ihren zwei Schreibtischen - Kunden hatten sie aber nur eine Handvoll. Goursaud und Schlenzig machten sich mit dem Handel von Rohstoffspezialitäten für die Kunststoffindustrie selbstständig. Später kamen Rohstoffe für die Kautschuk- und Farben- sowie die Lackindustrie hinzu. "Keiner wollte uns den Vertrieb seiner Produkte anvertrauen", sagt Schlenzig. Auch Mitarbeiter fanden die beiden nur schwer. "Wer traut schon einem so frischen und kleinen Arbeitgeber."

Die Startschwierigkeiten der Firma Velox sind Geschichte. Heute beschäftigen die beiden Unternehmer 120 Mitarbeiter, haben 40 Lieferanten und mehr als 700 verschiedene Warengruppen im Programm. Eingekauft wird weltweit, Spezialrohstoffe aus Japan, Korea, aber auch aus den USA oder Europa sind im Angebot. In 14 europäischen Ländern und in der Türkei ist Velox inzwischen aktiv. Zudem betreibt die Firma europaweit mehr als zehn Läger, darunter auch eines in Hamburg. Der Jahresumsatz, der 2010 bei 90 Millionen Euro lag, soll dieses Jahr auf 105 Millionen Euro steigen. "Wir werden auch mehr Personal brauchen", sagt Geschäftsführer François Minec. Gerade hat Velox neben den bisherigen 1400 weitere 300 Quadratmeter Fläche im Kontorhaus Dovenhof angemietet, um für neue Mitarbeiter Platz zu schaffen. 130 Beschäftigte sollen es bis zum Jahresende werden.

Zwar kann der Laie mit Namen wie Barex, Asaflex oder Pentamid wenig anfangen. Doch die Rohstoffe, die das Unternehmen im Auftrag seiner Kunden liefert, finden sich in zahlreichen Produkten wie Radios, Handys oder Lebensmittelverpackungen wider. "Und in Autos", sagt Goursaud. Zu den Kunden zählen zum Beispiel die französischen Autobauer Renault und Peugeot. Rohstoffe von Velox finden sich etwa in Armaturenbrettern aus Kunststoff.

Spezialisiert ist das Unternehmen auch auf hochsensible Produkte wie Kunststoffe für Herz- oder Magenkatheter. "Da es sich dabei um medizinische Anwendungen handelt, sind die Anforderungen an das Material sehr hoch", sagt Schlenzig. Kürzlich wanderten Rohstoffmischungen des Hamburger Unternehmens auch in einer Cremedose von Armani. "Wir haben uns eine Nische gesucht und gefunden", so Schlenzig. "Massenware gibt es bei uns nicht, sondern ausschließlich Spezialprodukte." Nicht selten seien Velox-Beschäftigte schon zu Beginn der Produktentwicklung eines Kunden eingebunden, testen Rohstoffmischungen und begleiten den Produktionsstart.

Jetzt will die Firma weiter expandieren. "Wir stellen gern auch junge Mitarbeiter ein", sagt Minec. So wie etwa die Personalchefin Maren Hebestreit. Die 30-Jährige kam nach dem Studium zu Velox und machte schnell Karriere. Oder Nadia Kursawe, die mit 33 Jahren den Bereich Additive leitet und bereits Prokuristin ist. "Wir sind ein junges Unternehmen", sagt Schlenzig und vergisst dabei fast, dass er selbst stramm auf die 50 zugeht.