Ein Kommentar von Achim Leoni

Ein Trainerwechsel ist ein nutzloses Unterfangen. Auf den Erfolg der Mannschaft jedenfalls hat er keinerlei Auswirkung, wie eine Untersuchung der Universität Münster gerade am Beispiel der Fußball-Bundesliga ergeben hat. Man sollte also nicht darauf vertrauen, dass die deutschen Handballer wieder weltmeisterlich spielen, sobald sich Bundestrainer Heiner Brand aus seinem Amt entlässt.

Dennoch ist dieser Schritt fast unvermeidlich, und das hat sich Brand selbst zuzuschreiben. Er hat es versäumt, nach dem enttäuschenden elften WM-Platz im Januar eine Entscheidung hinsichtlich seiner Zukunft zu treffen: Rücktritt oder Vertragserfüllung bis 2013. Brands Hinhaltetaktik hinterlässt den Weltmeister von 2007 in einem Schwebezustand, der leicht im Absturz enden kann: dem Verpassen der Europameisterschaft und der Olympischen Spiele im kommenden Jahr. Dabei wären Stabilität und Verlässlichkeit das, was die verunsicherte Mannschaft jetzt bräuchte.

Im Guten wie im Bösen ist ihr immer noch alles zuzutrauen, auch ein Sieg am Sonntag im EM-Qualifikationsspiel gegen den Olympiazweiten Island. Er war den Deutschen schon bei der WM in Schweden gelungen - viel mehr allerdings nicht. Seit dem missratenen Hinspiel am Mittwoch auf Island wissen wir: Schweden war kein Betriebsunfall, Schweden ist überall. Heiner Brand scheint die Kraft für die notwendigen Reparaturarbeiten nicht mehr zu haben. Je eher die Konsequenz daraus gezogen wird, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sein Abgang ein würdiger ist.