Seit mehr als einem Jahr wartet der Finanzmarkt auf ein schlüssiges Konzept für die Schuldenkrise. Immer wieder einmal haben die Regierungen einen "großen Wurf" angekündigt, doch gelungen ist er bislang nicht. Auch das Hilfspaket für Griechenland und später der allgemeine Rettungsschirm, unter den sich Irland flüchten musste, konnten die Staatsanleiheninvestoren nur vorübergehend beruhigen. Denn immer setzte sich schnell die Erkenntnis durch, dass dies nur kurzfristig lindernde Pflaster sind, aber keine nachhaltig wirksamen Heilmittel.

Leider gibt es wenig Anlass für die Annahme, auf den bevorstehenden EU-Gipfeln könne ein solches Mittel gefunden werden. Denn noch immer versuchen auch die Regierungen in Berlin und Paris, sich um das offene Eingeständnis gegenüber den Wählern und Steuerzahlern zu drücken, dass die Euro-Zone zur Transferunion wird und die wirtschaftlich erfolgreicheren Staaten für die Fehlleistungen und Schulden der "Peripherieländer" generell in die Mithaftung genommen werden. Stattdessen hat man lieber die Europäische Zentralbank dazu gedrängt, Staatsanleihen der Schuldensünder anzukaufen.

Ob die gemeinsame "Wirtschaftsregierung" die Patentlösung sein kann, darf ebenfalls bezweifelt werden. Ganz abgesehen davon, dass eine Mehrzahl der Euro-Länder wohl nicht bereit sein dürfte, wesentliche Entscheidungskompetenzen de facto an Deutschland und Frankreich abzugeben, erscheint es fraglich, ob generelle Vorgaben den völlig unterschiedlichen Ursachen für die Schuldenprobleme gerecht werden.

Zuversichtlich stimmt derzeit nur eines: Von einer Krise des Euro spricht am Markt kaum noch jemand. Die Schuldenkrise der Länder aber wird uns wohl noch Jahre begleiten.