Betrunken und im Drogenrausch am Steuer. Gericht verurteilt Raser zu 18 Monaten auf Bewährung

Bergedorf. Es hat schon Prozesse gegeben, in denen der Vorwurf auch fahrlässige Tötung lautete und die Angeklagten ihr Tun verdammt oder tränenreich bedauert haben. Nico D. aber bleibt während der Verhandlung vor dem Bergedorfer Amtsrichter äußerlich fast unbewegt. Nur am Ende, als er sagt, wie leid ihm alles tut, zittert seine Stimme leicht. Später nimmt er auf dem Gerichtsflur seine Mutter tröstend in den Arm. Sie hält zu ihm, trotz allem, trotz der unfassbaren Tragödie.

Betrunken und von Cannabis berauscht, hatte der 31-Jährige am 29. Juli einen verheerenden Unfall verursacht. Ein Mann starb. Rene D., 43 Jahre alt, vierfacher Familienvater. Er war ihr Sohn - und der Halbbruder des Angeklagten. Jahrelang hatten die Brüder kaum Kontakt, sie hätten sich gerade erst "wiedergefunden", sagt Nico D. An jenem Abend trafen sie sich am Hamburger Hauptbahnhof. Rene, als Bundeswehrsoldat in Afghanistan im Einsatz, habe erzählt, er wolle nie wieder dorthin zurück, er habe einen deprimierten Eindruck gemacht.

Nach ein paar Bier sei alles irgendwie außer Kontrolle geraten. Den Rest erinnere er nicht. Tatsächlich rast der Metallveredler mit zwei Promille Alkohol im Blut zunächst zum Baumwall, streift einen Renault, fährt dann Richtung Bergedorf - er weiß noch heute nicht, warum. Am Tatenberger Weg schießt der Wagen ungebremst über die Kreuzung, überschlägt sich am Deich, landet auf dem Dach. Rene D. ist sofort tot, sein Bruder überlebt leicht verletzt.

Vor Gericht erinnert sich der Polizist Andreas B., wie irritierend dessen Verhalten am Unfallort wirkte. Nico D. habe seine Personalien verschwiegen, ihn angespuckt. Seltsam auch, wie er auf die Nachricht vom Tod seines Bruders reagierte. Da saß Nico D. im Rettungswagen und habe nur gesagt: "Wenn sich mein Bruder besoffen zu mir ins Auto setzt, ist er doch selbst schuld." Er habe wohl unter Schock gestanden.

Nun aber grübele er jeden Tag und wolle verstehen, warum zwei eigentlich vernünftige Menschen sich sturzbetrunken in ein Auto setzen, sagt Nico D. Er wolle sich in eine stationäre Psychotherapie begeben, um "endlich Klarheit" zu bekommen.

"Man haftet nicht nur mit seiner Befindlichkeit, sondern auch der Gesellschaft gegenüber", sagt der Richter. Das Urteil: Führerscheinentzug und eine zur Bewährung ausgesetzte Freiheitsstrafe von 18 Monaten.