Heike Rupp bezeichnet sich selbst als "Alt-Feministin". Die Sozialpädagogin sagt: "Das ist mein Selbstverständnis." Sie hat ja auch die frauenbewegten Zeiten in den 70er- und 80er-Jahren miterlebt. Die heute 52-Jährige ging auf die Straße, um gegen § 218 zu demonstrieren, der Schwangerschaftsabbrüche unter Strafe stellte. Im Jugendhilfeausschuss des Bezirks Mitte stritt sie für mehr Förderung von Frauenprojekten.

Immer noch seien viel zu viele politische Entscheidungen frauenfeindlich. Beispiele: Die Hartz-IV-Gesetzgebung. Jede fünfte Frau sei nach Angaben des Landesfrauenrates Aufstockerin nach Hartz IV, in Hamburg seien 100 000 Frauen geringfügig beschäftigt. "Armut ist weiblich", sagt Heike Rupp.

Als Leiterin des Mädchentreffs an der Bartelsstraße (Sternschanze), den Mädchen und Frauen zwischen acht und 27 Jahren besuchen, beobachtet Heike Rupp eine Rückkehr zu traditionellen Werten und Rollenbildern. "Die Generation der 22- bis 25-jährigen Frauen mit Migrationshintergrund hat den Fokus auf Familie und Heirat und dann erst auf ihre Berufsausbildung. Das bereitet mir Angst."

Es gebe noch so viel zu tun. "Wir haben noch längst keine Gleichberechtigung", sagt Heike Rupp. Was sie "wahnsinnig störe", sei die Gewalt gegen Frauen. Sowohl verbale als auch körperliche. "Ich begleite gerade eine junge Frau, die von ihrem Partner schwer misshandelt wird. Sie muss es aushalten, um ihre Aufenthaltserlaubnis nicht zu verlieren." Und häufig sei es gar nicht die offensichtliche Ungleichheit, die sie wütend macht. Es sind die kleinen Dinge im Alltag. Sexistische Plakate an der Hauswand, der Besuch beim Friseur: "Warum kostet ein Kurzhaarschnitt für Frauen mehr als für Männer?"