Klaus-Michael Kühne ist ein Unternehmer mit vielen Ecken und Kanten, ein harter Verhandler und ein Bürger, der gern auch unbequeme Meinungen äußert. Mit kaufmännischem Können und mit Sturheit hat er in Jahrzehnten einen der führenden Logistikkonzerne Europas aufgebaut.

Von Kühnes Beharrungsvermögen hat die Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd und damit die städtische Wirtschaft erheblich profitiert. Vor allem dank seiner Initiative kaufte eine Gruppe Hamburger Investoren 2009 die Mehrheit der Reederei und bewahrte sie vor der Übernahme durch den Konkurrenten NOL.

Mit dem geplanten Börsengang und dem Ausstieg von TUI werden die Anteilsverhältnisse bei Hapag-Lloyd nun abermals neu gemischt. Dass Kühne dabei erneut in großem Stil investiert, zeigt unternehmerisches Denken alter Schule: Er wollte das Leitunternehmen der deutschen Containerschifffahrt eigenständig mit Sitz an der Elbe halten. Das ist ihm gelungen. Der Wiederaufschwung der Schifffahrt, die erfolgreiche Sanierung bei Hapag-Lloyd und die ansehnlichen Gewinne des vergangenen Jahres zeigen, dass die Strategie richtig war. Denn das Hamburger Schifffahrtsunternehmen galt stets als eines der leistungsfähigsten seiner Branche.

Kühne und seine Mitinvestoren dürften von ihrem Engagement in den kommenden Jahren durch Dividenden und - nach dem geplanten Börsengang - vielleicht auch durch gute Aktienkurse profitieren. Hapag-Lloyd wiederum wäre zu wünschen, dass im Kreis der Eigentümer nach dem Ausstieg von TUI für die vorhersehbare Zeit Ruhe und Stabilität einkehren. Denn würden die Anteilseigner den immer hektischeren Launen und Moden der Kapitalmärkte folgen, hätten die Mitarbeiter der Reederei daran sicher wenig Freude.