Ein Kommentar von Joachim Mischke

Wenn zwei sich streiten, freut sich wenigstens noch der Dritte. Doch wenn sich alle an die Gurgel gehen, hat niemand etwas davon. Obwohl zwischen den vielen Kostenexplosionen noch nichts vom überfälligen Eröffnungstermin für die Elbphilharmonie zu hören war, gehen einige lokale Konzert-Anbieter schon jetzt aufeinander los wie eine Horde Kesselflicker im Testosteronrausch. Ex-Monopolisten gegen Zugereiste, Platzhirsche gegen Nischenfüller, Subventionierte gegen Freifinanzierte.

Menschlich verständlich wäre es womöglich noch, denn Felle, die wegzuschwimmen drohen, sind kein schöner Anblick für ihre Besitzer. Ob das berechtigt und womöglich sogar sinnvoll ist, sollen nun Juristen klären. Dabei ist dem Endverbraucher reichlich egal, welcher Veranstalter-Name auf seinem Ticket steht. Ihn interessiert letztlich nur, möglichst gute Kunst für sein Geld zu bekommen.

Konkurrenz mag das Geschäft beleben, aber im Hamburger Klassik-Markt mit seinen Fußangeln, die es so bedrohlich nirgendwo sonst gibt, verdirbt sie die Vorfreude auf ein Jahrhundert-Projekt, das einen klar umrissenen kulturpolitischen Auftrag hat, der leider nicht offensiv genug erklärt wird, weil man sich durch unfassbare politische Stümpereien in die Defensive drängen ließ. Dass einige der schlimmsten Amateure vom Spielfeld geschickt wurden, tröstet nur bedingt. Es sind immer noch genügend da.

Die neue Kultursenatorin Barbara Kisseler kann sich bei dieser Krisen-Großbaustelle auf eine Menge Gegenwind gefasst machen: Baukosten unklar, Betriebskosten ungeklärt, Eröffnung ungewiss, der Erfolgsdruck so enorm wie das Konfliktpotenzial. Viel Harmonie geht anders.