Gewerkschaften verlangen drei Prozent mehr Lohn für 60.000 Stadtbedienstete. Hintergrund sind die ergebnislos beendeten Verhandlungen in Potsdam.

Hamburg. Die Auswirkungen des Tarifstreits im öffentlichen Dienst erreichen heute Hamburg. Nachdem die Verhandlungen über mehr Gehalt für 600 000 deutsche Angestellte ins Stocken geraten sind, rufen die Gewerkschaften im Zuge ihrer bundesweiten Proteste auch in der Hansestadt zum Warnstreik auf. Laut Ver.di, der Gewerkschaft der Polizei (GdP) und der Gewerkschaften Erziehung und Wissenschaften (GEW) sollen Behördenmitarbeiter, Lehrer, Polizisten, Sozialpädagogen sowie Universitätsangestellte ganztägig ihre Arbeit niederlegen, um für die geforderte Tarifbasisanhebung um 50 Euro und darauf eine dreiprozentige Lohnerhöhung einzutreten. Überdies sollen mit dem Warnstreik, an dem sich auch die Mitarbeiter des Landesbetriebs Verkehr beteiligen, die Übernahme der Auszubildenden sowie eine Tarifvertragslaufzeit von 14 Monaten erwirkt werden.

Uwe Koßel, Landesvorsitzender der Polizeigewerkschaft, signalisierte bereits Kampfbereitschaft: "Es muss endlich zu vernünftigen, moderaten Tarifabschlüssen kommen", sagte er. Dem schloss sich der Hamburger Ver.di-Chef Wolfgang Rose an. Öffentliche Dienstleistungen gebe es nicht umsonst. "Die Vergütung bleibt seit Jahren hinter dem durchschnittlichen Lohnanstieg zurück." Auch die stellvertretende GEW-Vorsitzende Sigrid Strauß gab sich kämpferisch. "Auch die Beamten sind aktionsbereit. Sie erwarten die vollständige Übernahme des Ergebnisses für ihre angestellten Kollegen." In Hamburg arbeiten mehr als 60 000 Menschen im öffentlichen Dienst - etwa 40 000 Beamte und 20 000 Angestellte.

Während des ersten Warnstreiks wollen sich die Teilnehmer um 8.30 Uhr am Besenbinderhof treffen und gegen 9.30 Uhr durch die Innenstadt Richtung Gänsemarkt marschieren. Dort wird eine Stunde später die zentrale Kundgebung beginnen - mit Akteuren aller beteiligten Gewerkschaften.

Hintergrund der Proteste sind die am Freitag ergebnislos beendeten Verhandlungen in Potsdam. Von Gewerkschaftsseite wurde es als "Provokation" gewertet, dass die Arbeitgeber erst ein Angebot vorlegen wollen, wenn die Arbeitnehmervertreter ihre Forderungen zurückziehen. In der Folge riefen die Gewerkschaften bundesweit zu Streiks auf, weshalb gestern in Hessen und dem Saarland der öffentliche Dienst bereits teilweise zum Erliegen kam. Heute wird in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen demonstriert, morgen eben in Hamburg und Baden-Württemberg. Die nächste Verhandlungsrunde ist derweil für den 9. März geplant.