Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Als Boris Becker 1985 zum ersten Mal in Wimbledon gewann, sahen elf Millionen deutsche Fernsehzuschauer zu. Als Sebastian Vettel im November 2010 in Abu Dhabi zur Formel-1-Weltmeisterschaft raste, saßen mehr als zehn Millionen vor den TV-Geräten. Aber als Martin Kaymer in der Wüste Arizonas Sportgeschichte schrieb und als 14. Spieler in einem Vierteljahrhundert die Nummer eins der Golf-Weltrangliste eroberte, schauten nur ein paar unentwegte Abonnenten im Bezahlfernsehsender Sky zu.

Seit den großen Tagen Bernhard Langers, die auch schon 25 Jahre zurückliegen, ist Golf im Fernsehen eine Randsportart. Die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten gelten nicht zu Unrecht als behäbige Dickschiffe. Doch plötzlich bewegen sich die Schildkröten. Die schwarze Mattscheibe soll grün werden. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky kündigte Gespräche mit dem Rechteinhaber Sky an. Mit Kaymer lasse sich Golf im Fernsehen besser präsentieren. Und man könnte doch die Schlussphase der Major-Turniere übertragen. Na klar.

Vielleicht hätte die ARD schon früher aufwachen können. Schließlich spielt Martin Kaymer, der immerhin schon 17 Turniere gewann, darunter mit der PGA Championship eines der ganz großen, nicht erst seit gestern in der Weltspitze mit.

Weil Sky nicht nach zehn Jahren einsamer Übertragungen die wertvollsten Rosinen aus dem Golfkuchen verscherbeln will, droht nun aber ein Golf-Krieg der Fernsehsender.

Spätestens 2016, so viel ist sicher, ist Golf live und in Farbe im freien Fernsehen zu sehen. Als neue olympische Sportart in Rio.