Prof. Peter Wippermann, 61, ist Leiter des Trendbüros Hamburg.

Hamburger Abendblatt:

1. Herr Wippermann, in Hamburg bieten der Autovermieter Europcar und Mercedes 300 Miet-Smarts zur spontanen Nutzung für den innerstädtischen Verkehr an. Wie wird sich die Mobilität in Zukunft verändern?

Peter Wippermann:

Sie wird situativer. In dem Moment, in dem ein Mensch zum Beispiel irgendwo hinfahren will, möchte er dies auch ohne Mühe machen können. Selbst dann, wenn er kein eigenes Auto hat.

2. Hat das Auto als wichtiges Statussymbol bei uns denn bald ausgedient?

Wippermann:

Es hat zumindest seinen Höhepunkt hinter sich. Das Auto hat gerade bei jüngeren Menschen stark an Bedeutung verloren. Während vor einigen Jahren noch große Geländewagen die Trendsetter waren, ist es heute in bestimmten Gruppen inzwischen wichtiger, dass man ein Smartphone oder Tablet-PC besitzt, und zwar von der richtigen Marke.

3. Sind Projekte wie Leihfahrräder oder Autos, die man problemlos auch minutenweise mieten kann, in Großstädten wie Hamburg sinnvoll?

Wippermann:

Das kommt auf die Attraktivität des Angebots an. Es reicht nicht aus, nur für genügend Fahrräder zu sorgen. In Hamburg zum Beispiel sehen die Stadträder sehr sportlich aus. Hier ist das Projekt erfolgreich und damit sinnvoll. In Essen aber nicht. Es kommt also beim Fahrrad wie auch beim Auto auf Dinge wie Qualität und auf die Konditionen an.

4. Kann sich so ein Angebot auch deshalb rechnen, weil der öffentliche Personennahverkehr schlecht ist?

Wippermann:

Nein, in Hamburg ist das Nahverkehrsangebot gut. In der Stadt gibt es Bürger, die mit jedem Cent rechnen müssen. Sie werden weiterhin die Möglichkeiten des HVV nutzen. Aber es gibt auch eine Gruppe, die in den Konsum investieren kann und sich gleichzeitig gegen den Besitz eines eigenen Fahrzeugs entscheidet. Diese wachsende Gruppe ist für die Autovermieter interessant.

5. Wie muss sich die Autoindustrie auf den Wandel in der Mobilität einstellen?

Wippermann:

Die Branche hat erkannt, dass es neue Angebote im Zusammenhang mit Mietmodellen geben muss. Neben Mercedes gibt es zwar auch bei VW erste Tests. Aber die Automobilindustrie beschäftigt sich noch zu halbherzig mit dem Wandel in der Mobilität. Auch in Zukunft wird es weiterhin Menschen geben, die sich ein eigenes Auto anschaffen, und solche, die eines leasen. Aber immer mehr Kunden entscheiden sich für Mietautos und wollen sie dann auch sofort bereitgestellt bekommen.