Liebe Hamburgerinnen,

liebe Hamburger!

Mein Herzensthema als promovierter Ingenieur ist die Solarenergie. Seit vielen Jahren beschäftige ich mit Projekten zu Licht- und Wärmekollektoren, die in den Wüsten Nordafrikas - unter anderem in meiner Heimat Ägypten - aufgestellt werden könnten. Aus finanziellen Gründen hat sich bei dieser Vision bislang leider noch nicht allzu viel getan.

Und dennoch bin ich in Sachen Sonne zurzeit sehr glücklich. Denn die Sonne ist gerade dabei, in den arabischen Staaten aufzugehen.

Mit diesem Bild meine ich natürlich all die Revolutionen, die sich aktuell jenseits des Mittelmeers abspielen. Die Revolutionen, die nun hoffentlich auch Ägypten zu einem freien und demokratischen Rechtsstaat machen werden. Eine solche Entwicklung fände ich sehr schön - nicht nur, weil es mich für die aktiv am Protest beteiligten Ägypter, sondern auch für mich persönlich freut. Denn auch wenn ich bereits seit gut 20 Jahren in Hamburg lebe - wohin ich einst der Arbeit wegen gezogen bin -, so liegt mir meine Heimat nach wie vor am Herzen: Dort bin ich aufgewachsen, dort leben meine Familie und meine Freunde, dort fliege ich mindestens vier- bis fünfmal im Jahr hin.

Was nicht heißt, dass ich nicht gerne in Hamburg bin. Ich liebe diese Stadt. Im Gegensatz zu Kairo hat sie übrigens einen unschätzbaren Vorteil: In Hamburg kann man durchatmen. In Kairo nicht, weil dort wegen der vielen Abgase und der kräftigen Wüstenwinde ständig Sand und Staub durch die Luft gewirbelt werden.

Doch Hamburgs frische Brise sorgt nicht nur für freies Atmen, sondern - nochmals bildlich gesprochen - auch für freies Denken. Beim Thema Solarenergie jedenfalls, da ist an Alster und Elbe schon deutlich mehr getan als am Nil.

Hani El Nokraschy, 75, ist Vorsitzender der Ägyptisch-Deutschen Gesellschaft in Hamburg.