Ein Nachruf von Tino Lange

An der Gitarre war ich ein Held. "Sultans Of Swing" von den Dire Straits, "Black Magic Woman" in Santanas Live-Version oder Slayers "Raining Blood" spielte ich fehlerlos. Gut, es war keine echte Gitarre, sondern nur die mit Knöpfen statt Saiten ausgestattete Plastikgitarre des Videospiels "Guitar Hero", aber immerhin. Und einfach war es ja auch nicht, bei "Guitar Hero" den richtigen Knopf zur richtigen Zeit zu drücken, wie sogar Metallicas Saitenschrubber James Hetfield zugab: "I sucked", erinnert er sich an seine ersten Spielrunden.

In den Nullerjahren jedenfalls wurden "Guitar Hero" und das Konkurrenzspiel "Rock Band" zu einem der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren sowohl der Spiele- als auch der Popindustrie. Ein Milliardenmarkt. Alleine die zahlreichen Varianten der "Guitar Hero"-Serie verkauften sich von 2005 an über 25 Millionen Mal.

Aber der Boom, für ein paar Stunden mit Jimi Hendrix konkurrieren zu können, ist abgeebbt. Hersteller Activision-Blizzard stellt "Guitar Hero" aufgrund rapide sinkender Nachfrage ein. Auch "Rock Band" beklagt schwindende Umsätze, will aber weitermachen. Vielleicht ist der Trend einfach nur übersättigt worden. Activision-Blizzard jedenfalls konzentriert sich auf die Spielreihe "Call Of Duty", denn Ballerspiele gehen bekanntlich immer.

Legen wir also die abgeliebten Plastikgitarren auf die Bahre und ins Grab. Wir waren Helden. Denn vielleicht sahen wir peinlich mit der PVC-Ukulele aus - aber immer noch besser als die früheren Generationen, die vor dem Spiegel stehend "Smoke On The Water" mitspielten. Und das auf völlig verstimmten Luftgitarren!