400 internationale Forensiker tagen in der Universität

Rotherbaum. Die Forensik sei, so sagt Prof. Klaus Püschel, Leiter des Instituts für Rechtsmedizin am UKE, ein Wissenschaftszweig, der in den zurückliegenden 25 Jahren wie kaum ein zweiter revolutionäre Entwicklungen genommen habe. Gerade deshalb sei ein ständiges Hinterfragen wichtig - zumal ein Ende der Entwicklungen nicht absehbar sei. Seit Freitag treffen sich 400 Forensiker aus Deutschland und Europa zum 31. "Spurenworkshop" in der Uni Hamburg. Bei der Veranstaltung wird unter anderem das Ergebnis eines weltweit einmaligen Ringversuchs zur Qualitätskontrolle bei DNA-Proben vorgestellt.

Püschel rief die Teilnehmer zur Eröffnung der Veranstaltung dazu auf, kritische Distanz zur eigenen Arbeit zu bewahren, um das Vertrauen von Polizei, Justiz und der Gesellschaft nicht zu gefährden. Generalstaatsanwalt Lutz von Selle hob die wachsende Bedeutung der Forensik für gerichtliche Verfahren hervor. Gerade der DNA-Abgleich spiele eine wichtige Rolle in zahlreichen Strafverfahren. LKA-Chef Reinhard Chedor sagte: "So mancher Karton mit Spurenmaterial eines älteren Tötungsdeliktes erweist sich vor dem Hintergrund der neuen Ermittlungsmethoden als wahre Schatztruhe." Immer mehr Altfälle könnten dank der Errungenschaften der Forensik auch nach Jahrzehnten noch gelöst werden, immer kleinere Spuren reichten aus, um die Anwesenheit bestimmter Personen an Tatorten nachzuweisen. Allerdings, so Chedor: "Fehler passieren, das hat nicht zuletzt der Fall der kontaminierten Wattestäbchen in Baden-Württemberg gezeigt." Weil der genetische Fingerabdruck einer Verpackungskraft sich auf mehreren zum Probenabstrich benutzten Wattestäbchen befunden hatte, war die Kripo lange von einer rätselhaften, scheinbar europaweit agierenden Serientäterin ausgegangen. Unter anderem wurde dem "Phantom" ein Polizistenmord in Heilbronn zugerechnet.

Die Spurensicherungsexperten tagen bis Sonnabendabend. Sie wollen sowohl konkrete Einzelfälle als auch generelle Entwicklungen ihres Fachgebietes diskutieren.